„Schlechter als vor ein paar Jahren“

Sabine Seidler, Rektorin an der TU Wien

Seit Sabine Seidler vor elf Jahren Rektorin wurde, hat sich an der TU Wien manches geändert. „Die TU ist weiblicher geworden“, sagt sie, ein Drittel ihrer Berufungen waren Frauen. „Wir entwickeln uns langsam weiter – viel zu langsam, wenn Sie mich fragen. Aber es geht in die richtige Richtung.“ Dass (auch) in der Wissenschaft immer noch deutlich weniger Frauen in Spitzenpositionen sind, habe viele Gründe, die teilweise auch außerhalb der Universitäten liegen. „Das beginnt mit der Kinderbetreuung – wenngleich das in Wien nicht so das Thema ist – bis hin zur gesellschaftlichen Akzeptanz berufstätiger Frauen. Das gehört weiter bearbeitet.“

Wie es insgesamt um die Gleichberechtigung steht? „Schlechter als vor ein paar Jahren“, sagt Seidler. „Corona hat stark dazu geführt, dass wieder tradierte Rollenbilder in den Vordergrund geraten sind, auch in der Forschung: Wissenschaftler haben publiziert – Wissenschaftlerinnen haben Home-Schooling gemacht.“

Dazu passt ein Rat, den die Mutter zweier erwachsener Töchter an junge Frauen hat – unabhängig davon, ob sie in Wissenschaft und Technik reüssieren wollen oder in anderen Bereichen. „Ich sage immer: Such dir den richtigen Mann. Und generell: Man soll sich nicht beirren lassen, sich nicht von anderen einreden lassen, dass man etwas nicht kann oder schafft. Man soll für sich entscheiden, was man möchte und wie man diesen Wunsch in die Realität umsetzt. “

Ob es den Frauentag noch braucht? „Unbedingt! Es ist notwendig zu zeigen, welche Leistungen Frauen vollbringen, Frauen sichtbar zu machen. Nicht nur Karrierefrauen, sondern auch jene, die schlecht bezahlte und unbezahlte Arbeit leisten.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2023)

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