Haptik

Design, das unter die Haut geht

Allzu glatt ist häufig verkehrt. Vor allem an der Oberfläche. Deshalb verdichten viele Entwürfe im Interior-Design dann lieber doch die haptischen Informationen.

Das Leben war viel zu lang ziemlich flach. Und glatt gebügelt. Die Hemden, die Gesichter der Menschen und jene der Häuser, die in der Architektur Fassaden heißen. Das Künstliche und das Glatte haben eines gemeinsam: Sie altern schlecht. Vor allem auch in Design und Architektur. Obwohl: Inzwischen dürfen auch so manche Möbel Falten werfen, sich Stoffe tief in Strukturen verknoten, und manche Fassade darf auch so wirken, als hätte sie so etwas wie Physiognomie. Oder: Plastizität und Tiefe. Das Wesen Mensch freut’s: Schließlich muss es seit Geburt seinen Körper durchs Drei­dimensionale wuchten. Und diesen überspannt noch dazu eine hochsensible Antenne: die Haut. In vielen Räumen und Interieurs jedoch wartet sie vergeblich auf relevante Signale. Und die Augen, die sonst schon mal rein visuell vorausspüren würden, was die Hände später verifizieren, genauso.

Hautkontakt

Viele Architekturen bleiben stumm. Außen wie innen. Weil sie so manchen Informationskanal kaum oder nur unbeholfen öffnen: den haptischen vor allem. Und das nicht nur an jenen Stellen des Designs, an denen die Menschen tatsächlich in Kontakt treten und in Berührung kommen mit den Dingen. An den Tasten, Schaltern, Türschnallen, Sitz­flächen, Rückenlehnen und Tischplatten. Auch dort, wo man die Informationen der Materialien und ihrer Ausformung zwar nicht unmittelbar ertasten kann, aber die Augen sie genauso gut spüren – an Decken und Wänden etwa. Doch dort mischen sich inzwischen auch durchaus haptische Qualitäten in die Wahrnehmung der Räume. Wenn man zum Beispiel dem Putz mehr Struktur gönnt. Oder gar ein paar Unregelmäßigkeiten. Und das nicht nur, weil ein paar japanische Gestaltungsansätze inzwischen gern durchschlagen in mitteleuropäischen Interieurs, wie etwa „Wabi-Sabi“, die gestalterische Verneigung vor dem Unperfekten.

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