Geschichte

Die letzte Weiße Rose des NS-Widerstands ist verblüht

Traute Lafrenz, einst Teil der studentischen Gruppe gegen Hitler, starb mit 103 Jahren in den USA.

Columbia/München. Die letzte Überlebende der studentischen Widerstandsgruppe Weiße Rose, Traute Lafrenz, ist tot. Sie starb am 6. März 103-jährig in Charleston County, South Carolina, wie die Weiße-Rose-Stiftung diese Woche mitteilte.

Die christlich-humanistische Anti-NS-Gruppe um die Geschwister Hans und Sophie Scholl sowie Alexander Schmorell entstand Anfang der 1940er in München. Lafrenz (*1919 in Hamburg) wechselte 1941 als Medizinstudentin von Hamburg dorthin, lernte Hans Scholl kennen und war mit ihm zusammen. Für die Weiße Rose brachte sie unter anderem Flugblätter nach Hamburg. Nach der Verhaftung der Scholls und des Mitstreiters Christoph Probst im Februar 1943 und deren Hinrichtung geriet Lafrenz ins Visier und wurde im April wegen Mitwisserschaft zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Zwei Wochen nach ihrer Entlassung 1944 kam sie wieder in Haft. Im April 1945 befreiten sie US-Soldaten aus dem Zuchthaus Bayreuth. Drei weitere Weiße-Rose-Mitglieder wurden exekutiert, mehr als ein Dutzend erhielten Haftstrafen.

Karriere in den USA

1947 zog Lafrenz in die USA, schloss das Studium ab, heiratete den Arzt Vernon Page und führte von 1972 bis 1994 eine Schule für geistig behinderte Kinder in Chicago. Das Paar zog nach South Carolina, Vernon starb 1995. Sie bekam vier Kinder – und erst 2019 das Bundesverdienstkreuz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2023)

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