Konzerthaus

Salome in Pawlowsk: Die Grigorian singt Lieder

Die Senkrechtstarterin im internationalen Opernbusiness brachte jüngst ihre erste Solo-CD heraus und gab im Mozartsaal davon eine Kostprobe: russische Romanzen mit theatralischem Aplomb.

Dietrich Fischer-Dieskau fiel mir ein. Nicht als denkbarer Gegenpol zur Darbietung Asmik Grigorians im Mozartsaal. Vielmehr musste ich daran denken, wie sich vor Jahrzehnten erfahrene Konzertgeher empörten, weil der Sänger ihnen im Programmheft minutiös vorgeschrieben hatte, wo zwischen den Liedgruppen seines Recitals Applaus erwünscht – und vor allem: wo er demzufolge gänzlich unerwünscht war. Mag sein, dass anno 1975 ohnehin noch jeder Besucher eines Salzburger Festspielabends wusste, wo sich innerhalb eines Programms Zäsuren sozusagen von selber ergeben. Mit Sicherheit aber hatten alle ein Gespür dafür, dass nicht das Ende jedes einzelnen Liedes, und möge es noch so nachdenklich verklingen, lautes Gepasche nach sich ziehen sollte. Hie und da könnte ein solches Ende nämlich sensibel in etwas anderes überleiten, könnten sich weiter gefasste Bögen spannen.

Diesmal also nicht, womit ein integraler Bestandteil des sorgfältig registrierten Programms von Asmik Grigorian und Lukas Geniušas ungenutzt blieb. Punkt für Punkt, anders geht es nicht, ließe sich daher zunächst anmerken, dass Geniušas ein exzellenter Pianist ist, der mit einigen Soli nachwies, wie er mit feiner Nuancierung dem Flügel auch ein „Lied ohne Worte“ entlocken kann, sogar wenn Koloraturen und bewegte Begleitstimmen die Melodie umschwirren.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.