Die „Wunder-Nonne“ erzählt von ihrer Heilung

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Marie Simon-Pierre soll durch Hilfe des toten Papstes Johannes Paul II. von Parkinson geheilt worden sein. Dass es sich um ein Wunder handelte, stand für sie sofort außer Frage.

Karol Wojtyła, der im April 2005 verstorbene Papst Johannes Paul II., wird am 1. Mai von seinem Nachfolger Benedikt XVI. seliggesprochen – und wohl bald zum Heiligen, wie es viele Gläubige gleich nach seinem Tod gefordert hatten. Die Seligsprechung ist quasi der Verdienst einer französischen Nonne: An Marie Simon-Pierre (49) soll Gott auf Fürsprache des Toten ein Wunder gewirkt haben, wie es nach Kirchenrecht zur Seligsprechung nötig ist. Konkret: Simon-Pierre soll spontan ihr schweres Parkinsonleiden losgeworden sein.

In Begleitung zweier Bischöfe, der Leiterin ihres Ordens der „Kleinen Schwestern der Katholischen Entbindungsstationen“ und eines Kirchenrechtsexperten gab sie nun im Bischofspalast von Aix-en-Provence in Südfrankreich Auskunft auf die drängenden Fragen und erzählte in schlichten Worten von ihrer wundersamen Heilung.

Das Blitz- und Scheinwerferlicht der Medien ist sie nicht gewöhnt, neugierige profane Fragen nach ihrer Familie oder gesundheitlichen Verfassung erst recht nicht. Geübt ist die aus der nordostfranzösischen Region Cambrai nahe Belgien stammende Nonne aufgrund der Tätigkeit als Hebamme in ihrem Orden aber im Umgang mit schreienden Neugeborenen. Als ihr 2001 ein Neurologe eröffnete, dass sie trotz ihrer kaum 40 Jahre an Parkinson litt, fürchtete sie schon, dass sie ihre Arbeit nicht mehr lange erfüllen könne.

Die Nacht vom 2. auf den 3. Juni 2005

Es war, wie sie das nie vergessen kann, der zweite Juni 2005. Sie musste ihrer Ordensleiterin mitteilen, dass sie wegen der fortgeschrittenen Symptome nicht mehr fähig war, sich um die Säuglinge in der katholischen Maternité von Aix zu kümmern. Am Abend desselben Tages bat sie in ihrem Gebet den wenige Wochen zuvor an derselben Krankheit verstorbenen Johannes Paul II. um seine Fürbitte bei Gott; schon im Mai hatten zudem Mitschwestern den toten Papst um Intervention gebeten. Jedenfalls verschwanden die Symptome (Lähmungen, Zittern) an ihr plötzlich, kurz danach konnte sie wieder schreiben, ohne zu zittern, und am dritten Juni war sie völlig geheilt. Das bestätigten auch die überraschten Ärzte, die das Phänomen als „unerklärliche Heilung“ bezeichneten. Seither braucht sie keine Medikamente mehr und ist, wie man in Aix sah, bei strahlend guter Gesundheit.

Dass es sich um ein Wunder handelte, stand für sie sofort außer Frage. Sie fragt sich nur in aller Bescheidenheit: „Warum gerade ich? Das ist ein großes Mysterium.“

Sie gesteht, dass sie beim Tod des Papstes das Gefühl hatte, „einen Freund zu verlieren“, von dem sie wusste, dass er „das Leben liebte und verteidigte“. Am 1. Mai ist sie in Rom bei der Seligsprechung dabei.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2011)

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