Wiener Staatsoper

"Eugen Onegin": Russisches Sittenbild von zart bis rustikal

Étienne Dupuis und Nicole Car in "Eugen Onegin".
Étienne Dupuis und Nicole Car in "Eugen Onegin".(c) Wiener Staatsoper / Michael Pöhn
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Tschaikowskys „Eugen Onegin“ - seine „Lyrischen Szenen“ nach Puschkin - sorgen in der Wiener Staatsoper, zahlreich neu besetzt, für gemischte Gefühle.

Die große Tafel im Hause Larin ist frisch gedeckt. Viele neue Gesichter sitzen daran. Ganz hinten im großzügigen Landhaus-Salon, den sich Regisseur Dmitri Tcherniakov als eigener Bühnenbildner für seine „Eugen Onegin“-Inszenierung ausgedacht hat. 2006 hat die am Moskauer Bolschoi Theater für Aufsehen gesorgt, wurde nach Paris, London, New York und Tokio ­weitergereicht, bis sie 2020 in Wien ankam. Wobei der Wiener Salon sehr groß ausgefallen ist. Weit hinten, oft schlecht sichtbar und akustisch unvorteilhaft singen und agieren die Sänger. Was sich Tcherniakov an Feinheiten, Zwischentönen, manch unkonventionellen Ideen für seine optisch klassisch gehaltene Inszenierung ausgedacht hat, verliert sich leicht in solchen Weiten.

Wobei auch die zum großen Teil neu besetzte Sängerriege wohl nicht die Zeit für Feinschliff hatte. Nicole Car sang die Tatjana bereits in der Premiere. Sie sticht daher mit ihrem silbrig-kühl flammenden Sopran überzeugend rollendeckend in der neunten Reprise heraus: Ganz schüchtern verträumte, schließlich zutiefst verletzte junge Frau, als Onegin ihrem mühsam abgerungenen Liebesgeständnis die kalte Schulter zeigt. Nur die verständnisvoll sonor singende Elene Zaremba als Filipjewna versteht sie. Inmitten einer rustikal geratenen Umgebung, dominiert von Elena Manistina als sehr resche Larina.

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