Interview

Nachgefragt: Privatuniversitäten im Aufwind?

Teurer Abschluss: Akkreditierungen und zahlende „Kundschaft“ sichern den Qualitätsstandard von Privatuniversitäten.
Teurer Abschluss: Akkreditierungen und zahlende „Kundschaft“ sichern den Qualitätsstandard von Privatuniversitäten.Getty Images
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„Die Presse“ spricht mit Rektoren heimischer Privat-Unis – diesmal mit Dieter Müßig (Danube Private University), Karl Wöber (Modul University Vienna) und Peter Pantuček-Eisenbacher (Bertha von Suttner Privat-Uni).

Die Privatuniversitäten sind ein oft unterschätzter Teil des heimischen Bildungssystems und haben mit diversen Vorurteilen – von Elite-Uni nur für Reiche bis zur Schmalspur-Uni mit wenigen Fächern – zu kämpfen. „Die Presse“ befragte drei Rektoren zu den Besonderheiten und Entwicklungen an ihren Hochschulen und den Besonderheiten dieses Sektors.

Wo liegen derzeit Ihre Herausforderungen, und welche Pläne haben Sie in den kommenden Jahren?

Dieter Müßig (DPU): Wir sehen die größte Herausforderung im Bereich der Lehre darin, dem sich rasch wandelnden Berufsbild der Human- und Zahnmedizin gerecht zu werden. Dies bedeutet eine immer schnellere und umfangreichere, aber auch kompetentere Integration digitaler Technologien, einschließlich künstlicher Intelligenz, in die vorklinische und klinische Lehre. Wir haben dafür digitale Technologien in den vorklinischen Unterricht, wie in der Anatomie und Pathologie, eingeführt, für den klinischen Unterricht ein Simulationszentrum in Krems errichtet, das der Ergänzung des Unterrichts am Krankenbett, der klinischen Diagnostik und der Unterrichtung moderner, dreidimensionaler Bildgebung dient. Wir möchten allerdings den Spagat zwischen den Herausforderungen der digitalen Technologien und der Vermittlung der traditionellen ärztlichen Werte, wie Kommunikation, Zuwendung, Empathie und Menschenliebe mit besonderem Anspruch bewältigen und setzen uns für den Erhalt humanistischer Werte verstärkt ein.

Karl Wöber (Modul): Eine der großen Herausforderungen der kommenden Jahre ist die mangelnde Willkommenskultur für internationale Studierende. Das bereitet uns immer wieder große Schwierigkeiten. Es sind vor allem komplizierte und langwierige Verfahren, wenn es um die Erlangung von Aufenthaltstiteln für Studierende geht. Die wirtschaftliche und politische Entwicklung, die hohe Inflation, die Kriege und Krisen sind ebenfalls Herausforderungen, mit denen wir zu kämpfen haben. Mit ihnen werden wir aber noch am ehesten fertig.

Peter Pantuček-Eisenbacher (Suttner-Uni): Wir sind eine sehr junge Privatuniversität. Wir wollen unser Angebot noch ausbauen und neben Psychotherapie, Sozialer Arbeit und Inklusionspädagogik noch Studienangebote in Psychologie und im Wirtschaftsbereich konzipieren. Darüber hinaus wollen wir noch ein oder zwei Doktoratsprogramme aufbauen.

Wo liegen die Vorteile einer Privatuniversität gegenüber einer öffentlichen Universität?

Müßig: Privat-Unis können Lehre, Forschung und Administration unabhängig von staatlich-budgetären Vorgaben organisieren. Sie können dadurch in Ergänzung der Studieninhalte den Studierenden besondere Bildungs- und Selbstentfaltungsmöglichkeiten bieten.

Wöber: Der Hauptunterschied ist sicher das bessere Betreuungsverhältnis, das die Studierenden vorfinden. Wir hatten gerade die Aufnahme unserer Spring-Semester-Studierenden, und ich habe vor 40 Undergraduates gesprochen und den Nachmittag mit zwanzig Master-Studierenden verbracht, die wir neu aufnehmen. Wenn man das Verhältnis von 900 Studierenden und 90 Mitarbeitern betrachtet, ist das ein riesiger Unterschied. Professoren sind auch für Undergraduates gut erreichbar. Da unsere Studierenden 12.000 Euro im Studienjahr bezahlen, sehen wir sie auch als Kunden und bieten Serviceleistungen an, die man an einer öffentlichen Uni nicht findet.

Pantuček-Eisenbacher: Die Privatuniversitäten müssen alle ihre Programme durch die AQ Austria akkreditieren lassen. Das sichert eine hohe Qualität unserer Studien. Wir haben kleinere Teams, die intensiv zusammenarbeiten, und wir bemühen uns besonders um unsere Studierenden.

Sehen Sie einen Unterschied bei der Anerkennung von Abschlüssen bei Privatuniversitäten – trotz Gleichwertigkeit – gegenüber öffentlichen Unis?

Müßig: Den Wert eines Abschlusses beweist die Übernahme der Absolventen unmittelbar aus dem Studium in das Berufsleben. Zu dieser Frage können wir praktisch im Moment nur auf dem Gebiet der Zahnmedizin eine Antwort geben.

Wöber: Wir gehen bei der Aufnahme von Studierenden sehr selektiv vor und führen Interviews, bei denen vor allem die Motivation hinterfragt wird. Das sorgt für eine wesentlich geringere Drop-out-Quote. Wenn Studierende ihre Leistung nicht erbringen, werden sie bei uns keinen Abschluss erhalten. Im Ausland besitzen die Abschlüsse von Privatuniversitäten oft sogar ein besseres Image als jene der öffentlichen.

Pantuček-Eisenbacher: Ich sehe bisher keinen Unterschied.

Bleiben durch die hohen Studiengebühren Ihre Tore nicht für viele verschlossen?

Wöber: Da wir, abseits der Forschungsförderung, kein Geld vom Bund bekommen und bekommen dürfen, sind wir gezwungen, Studiengebühren zu verlangen. In Frankreich gibt es auch Förderungen für Privatuniversitäten. Aber jeder österreichische Student, der an einer Privatuniversität studiert, bedeutet einen Platz mehr an einer öffentlichen Universität für jemanden, der sich keine Studiengebühren leisten kann.

Pantuček-Eisenbacher: Das ist richtig. Wir versuchen, die Studiengebühren im überschaubaren Rahmen zu halten, trotzdem müssen die Studierenden sie sich auch leisten können. Unsere berufstätigen Studierenden können die Kosten für ihr Studium von der Steuer absetzen, das ist eine gewisse Erleichterung. Insgesamt werden die Privatuniversitäten aber staatlich finanzierte Unis nicht ersetzen können – und wollen das auch nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2023)

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