Buch der Woche

Das Grauen der deutschen Besatzungssoldaten

Andrzej Stasiuk, geboren 1960 in Warschau, erhielt 2016 den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur.
Andrzej Stasiuk, geboren 1960 in Warschau, erhielt 2016 den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur.imago images/Konrad Zelazowski
  • Drucken

Die deutsche Wehrmacht steht im Juni 1941 vor dem Überfall auf die Sowjetunion. Eine verträumte Flusslandschaft wird in Andrzej Stasiuks Roman „Grenzfahrt“ vom Grauen der Besatzungssoldaten und der Partisanen heimgesucht.

Der Fluss. Immer wieder der Fluss. Er hält die Handlung des soeben auf Deutsch erschienenen Romans „Grenzfahrt“ von Andrzej Stasiuk nicht nur zusammen, sie scheint geradezu aus ihm herauszuwachsen. Der stille, bedrohliche Fluss mit seinen Strudeln ist der Bug – heute der Grenzfluss zwischen Polen und Belarus, damals zwischen Polen und der Sowjetunion. Die Haupthandlung des Romans spielt im Juni 1941, kurz vor dem Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion.

Alles beginnt mit dem Fluss. Und mit Lubko, dem Fährmann. Vor dem Krieg hat er Gottesdienstbesucher ans gegenüberliegende Ufer gerudert, jetzt transportiert er Flüchtlinge und Händler. Und Partisanen. Gerade sie sind immer wieder in Nahaufnahmen zu sehen, während die deutschen Soldaten als Bedrohung ständig präsent sind, auch wenn sie zuerst in harmlos alltäglicher Geschäftigkeit ins Bild kommen. Aber gerade der Satz „Eigentlich hatte dieses Bild nichts Bedrohliches“ markiert die Gefahr. Das ist eine der größten erzähltechnischen Leistungen dieses Romans: wie die romantische nächtliche Flusslandschaft, wie auch die Stille subtil und fast unmerklich aufgeladen wird mit Bedrohung.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.