Umfrage

Trotz Digitalisierung wird soziales Verhalten großgeschrieben

Marin Goleminov
  • Drucken

Die Befürchtung, künstliche Intelligenz werde bei Arbeitnehmenden dazu führen, nur mehr künstlich intelligent zu sein, soll sich nicht bewahrheiten. Vor allem die soziale Intelligenz dürfe nicht vernachlässigt werden.

Um die Veränderungen der Arbeitswelt durch die Digitalisierung gut bewältigen zu können, brauche es technische Schulungen, aber auch vermehrt soziale Fähigkeiten, zeigt eine Studie der oberösterreichischen Arbeiterkammer. Personalverantwortliche und Betriebsräte wurden dazu befragt, mit welchen Themen sie sich aktuell auseinanderzusetzen haben. Fragen rund um Datensicherheit, Selbstorganisation und zur Kommunikation reihen sich dabei ganz oben ein.

Einig sind sich jeweils zwei Drittel aus den jeweiligen Gruppen darüber, dass die Digitalisierung höhere soziale Kompetenzen von Führungskräften erfordert. Grund dafür: Die große Herausforderung, auf Distanz zu führen - wie es in der Corona-Pandemie nötig war und in Form von Home-Office geblieben ist - sei nur zu meistern, wenn (auch) Kleinigkeiten große Beachtung erhalten. Dazu zähle die Fähigkeit, sich in Andere hineinzuversetzen und so die Folgen der Entscheidungen einschätzen zu können.

Sich damit auseinanderzusetzen, wie auf Distanz gut zu führen ist, beschäftige 80 Prozent der Personalverantwortlichen. Es ginge darum, hybride Kommunikation zu verbessern, um die Einschulung neuer Mitarbeitender und auch darum, wie es gelingt, den Teamzusammenhalt zu fördern. Die größte Hürde sei für 68 Prozent, die Informationsflut zu bewältigen. Die Betriebsräte hingegen gehen der Frage nach, wie man im Austausch mit der Belegschaft bleibt. Ihnen das Gefühl von Sicherheit zu geben, sei zuletzt wichtiger geworden. Dazu zählt wohl auch der Erhalt des Teamgeists, der für 62 Prozent ganz oben auf der Liste steht.

Überwachen, statt zu vertrauen?

Eine große Herausforderung sehen 62 Prozent der Betriebsräte darin, Beschäftigte selbst organisieren zu lassen. Dennoch findet sich das Angebot in vielen Stellenanzeigen wieder: Die Möglichkeit, Eigenverantwortung zu übernehmen, mitzugestalten und in Entscheidungsprozesse involviert zu werden, bieten mittlerweile doppelt so viele Ausschreibungen an als noch vor drei Jahren, wie eine aktuelle Stepstone-Analyse zeigt. Damit einher gehe auch die Versuchung, das Verhalten der Arbeitnehmenden ständig überprüfen zu wollen und mit digitalen Instrumenten zu tracken.

Insgesamt habe sich die Lage allerdings verbessert, ist Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) überzeugt, denn während es vor der Pandemie „oft nur Extrempositionen dazu gegeben“ hätte - wie etwa, dass im Home-Office niemand arbeiten würde - sei es mittlerweile Konsens, dass „Home-Office zu einer attraktiven Arbeitswelt beitrage“. AK-Präsident Andreas Stangl fügt hinzu: „Probleme gebe es immer nur dann, wenn über die Köpfe der Mitarbeiter hinweg etwas entschieden werde“.

(APA/est)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.