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Bitcoin & Blockchain

Braucht Bitcoin eigentlich Banken?

Bitcoin-Fans sehen sich durch die jüngsten Banken-Probleme bestätigt. Warum Banken nicht zwingend ein Gegner von Bitcoin sind.

Nun hat Bitcoin auch die Credit Suisse überlebt. Die zweitgrößte Schweizer Bank konnte nur mittels einer Notübernahme gerettet werden. Genüsslich zitierten Bitcoin-Fans in sozialen Medien Aussagen eines Credit-Suisse-Managers von 2017, wonach Bitcoin bei 7000 Dollar nun wirklich in einer Bubble sei. (Zuletzt kostete eine Einheit etwa 28.000 Dollar.) Auch wollte sich die Credit Suisse von Bitcoin fernhalten wegen der Geldwäsche-Gefahr (und stolperte selbst über einen Geldwäsche-Skandal).

FTX versus Credit Suisse?

Vor nicht ganz einem halben Jahr waren Bitcoin-Fans noch selbst im Visier des Spotts gestanden, als sie sich angesichts der Pleite der Krypto-Börse FTX anhören mussten, wie gefährlich Bitcoin sei. Dabei hatte die Causa gar nichts mit Bitcoin zu tun. FTX verkörperte genau jenes System, zu dem Bitcoin eine Alternative darstellen wollte.
Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto wollte sichere digitale Zahlungen ermöglichen, ohne dass man einer Drittinstanz vertrauen muss. Statt auf Vertrauen basiert Bitcoin auf Kryptographie. Doch viele Anleger zogen es vor, FTX-Chef Sam Bankman-Fried zu vertrauen, statt ihre Bitcoin auf der eigenen Wallet zu verwalten. Zu Unrecht, wie sich herausstellte.

Wie schnell Vertrauen verloren gehen kann, hat nun der Fall der Credit Suisse gezeigt: Das Institut hatte schon länger mit Kundengeld-Abflüssen zu kämpfen, auch der Aktienkurs ließ zu wünschen übrig. Doch erst als ein Großaktionär ankündigte, der Bank kein weiteres Kapital mehr zur Verfügung stellen zu wollen – eine Aussage, die er im Nachhinein wohl lieber nicht getätigt hätte –, löste das eine Kettenreaktion aus. Kunden, Gläubiger und Aktionäre entzogen der Bank das Vertrauen, der Prozess war nicht mehr zu stoppen.

In einem Bitcoin-Standard, von dem eingefleischte Fans träumen, würde es das nicht geben, denn dort wäre jeder seine eigene Bank. Dass jeder als eine solche agieren will, ist aber unwahrscheinlich. Denn das Selbstverwahren seiner eigenen Schlüssel (Public und Private Key) ist zwar dank einschlägiger Hardware- und Software-Angebote keine Hexerei mehr, aber auch nicht ganz ohne Tücken. Von den 19 Millionen bereits geschürften Bitcoin sollen Schätzungen zufolge etwa drei Millionen nicht mehr zugänglich sein, weil die Besitzer ihre Schlüssel verloren haben – oder verstorben sind, ohne die Erben informieret zu haben. Es wurden schon Bücher verfasst zum Vererben von Bitcoin (etwa von Marc Steiner). Ganz ohne Aufwand funktioniert das nicht.

Zudem sind es viele Menschen nicht gewohnt, die eigene Bank zu sein. Wenn sie ihre Bankomat-Nummer verlieren oder vergessen, erhalten sie von der Bank eine neue. Selbst in einem reinen Bitcoin-Standard – so ein solcher je kommen wird – wären also wohl Dienstleistungen von Banken gefragt.

Bitcoin für Notenbanken

Doch was ist mit den Notenbanken, die in der gegenwärtigen Bankenkrise als Retter auftreten, weil sie Banken aus kurzfristigen Liquiditätsnöten helfen können? Werden nun – auch in Europa angedachte – digitale Zentralbankwährungen (CBDCs) mehr Zuspruch bekommen? Diese wären zwar nicht dezentral wie Bitcoin, da die Notenbank die Zentralinstanz wäre, kämen aber ohne Banken aus. Zumindest um Bankenpleiten oder Probleme mit der Einlagensicherung bräuchte man sich dann keine Sorgen zu machen.

Doch ist bereits jetzt die Sorge wegen einer möglichen direkten Überwachung durch den Staat groß. Auch scheinen die Notenbanken den Banken gar keine Konkurrenz machen zu wollen (so sind Obergrenzen von ein paar tausend digitalen Euro pro Person angedacht), als Vermittler würden erst recht die Banken auftreten.
Bitcoin-Experten wie Vijay Boyapati („Im Auge des Bullen“) können sich jedenfalls vorstellen, dass auch Staaten und Notenbanken künftig Bitcoin halten – so wie sie jetzt Gold halten.

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