Ukraine

Kiewer Abt unter Hausarrest

Auseinandersetzung zwischen Regierung und ukrainisch-orthodoxen Kirche eskaliert. Abt Pawlo wird Spionage vorgeworfen.

Kiew. Die Regierung in Kiew legt sich mit der orthodoxen Kirche in der Ukraine an: Abt Pawlo des berühmten Kiewer Höhlenklosters wurde für zwei Monate unter Hausarrest gestellt. Der Geistliche der ukrainisch-orthodoxen Kirche soll religiöse Streitigkeiten befeuert und den russischen Angriff gegen die Ukraine gerechtfertigt haben. Pawlo muss elektronische Fußfesseln tragen, Kontakt mit Gläubigen ist ihm untersagt.

Der 61-Jährige bestreitet die Vorwürfe und spricht von „politischem Verfahren“. Hintergrund sind Streitigkeiten um die Nutzung des Höhlenklosters und die Stellung der ukrainisch-orthodoxen Kirche. Bis Kriegsbeginn war die Kirche dem Moskauer Patriarchat unterstellt. Obwohl sie sich nach Kriegsbeginn vom Patriarchat lossagte, wirft ihr die Regierung Spionage und Agitation für Moskau vor. In Kiew wurde 2018 die von Moskau unabhängige Orthodoxe Kirche der Ukraine gegründet. Deshalb hat der Staat der ukrainisch-orthodoxen Kirche auch das Nutzungsrecht für das Höhlenkloster entzogen. Die dort lebenden Mönche weigern sich aber auszuziehen.

Dutzende Gläubige protestierten am Wochenende, sie schwenkten religiöse Symbole und beteten. Dem Protest der Gläubigen stellte sich am eine kleine Gruppe von pro-ukrainischen Aktivisten entgegen. Sie schwenkten Fahnen in den Nationalfarben.

Explosionen in Melitopol

Heftig gekämpft wurde indes in der Ostukraine auch am Sonntag: Mehrere Zivilisten sind durch russischen Beschuss der Kleinstadt Kostjantyniwka getötet worden. Wie Präsidentenberater Andrij Jermak auf Twitter mitteilte, wurden 16 Wohnblöcke, acht Häuser, ein Kindergarten und ein Verwaltungsgebäude beschädigt. Sechs Menschen seien gestorben, acht weitere verletzt worden.

Im strategisch bedeutenden Melitopol ereigneten sich gestern mehrere Explosionen. Medien zufolge handelte es sich um ukrainische Raketenangriffe auf ein Eisenbahngelände in der von Russland besetzten Stadt. Der wichtige Verkehrsknotenpunkt in der Region Saporischschja könnte Ziel der erwarteten ukrainischen Gegenoffensive sein. (APA/Reuters/AFP)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.04.2023)

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