Staatsoper

Hier meuchelt Odysseus im Sprechgesang

Odysseus Georg Nigl mit Minerva (Isabel Signoret, l.) und Juno (Anna Bondarenko).
Odysseus Georg Nigl mit Minerva (Isabel Signoret, l.) und Juno (Anna Bondarenko).(c) Michael Pöhn
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Der Königspalast von Ithaka als Rumpelkammer, in der sich Homers Personal vollzählig wiederfindet: Die Erstaufführung von Monteverdis „Il ritorno d'Ulisse in patria“ gewährte am Sonntag Einblick in eine Frühform des Operngenres.

Ein „schöner“ Opernabend, wie er im Büchel steht, ist das nicht. So viel sei vorausgeschickt. Schon deshalb nicht, weil es im „Ritorno d'Ulisse in patria“ nichts gibt, was irgendwie nach einer Arie klingt. Wenn man so will, handelt es sich bei diesem Musterbeispiel für die Frühform des Operngenres um ein einziges, freilich ungemein differenziertes, dreistündiges Rezitativ. Und, um auch das vorwegzunehmen: Das Bühnenbild für die Erstaufführung von Claudio Monteverdis Werk an der Wiener Staatsoper stammt von Anna Viebrock, deren Hinterhof-Ästhetik allgemein bekannt ist. Von Meeresstrand, Waldlichtungen oder gar einem königlichen Palast kann also keine Rede sein: Wir schauen in eine Lagerhalle, in der sich allerlei Gerümpel angesammelt hat, darunter Tische und Sessel einer Taverne. Dort buhlen die Freier um Penelope. Und werden von Odysseus – genauer: von der ihn leitenden Minerva – gemeuchelt.

Flugs sind wir in der homerischen Mythologie, deren Protagonisten und Erzählungen wir, sozusagen, auch am Bier- oder Ouzotisch wiedererkennen würden. Denn Jossi Wieler und Sergio Morabito erzählen die Geschichte durchaus getreulich und in vielen liebevoll gestalteten Details nach, ohne allzu viel hinzuzuerfinden. Vor allem aber: ohne wirklich Wichtiges zu verschweigen. Insofern ist es also vielleicht kein „schöner“, aber ein guter Opernabend, denn szenische Aktion und Musik kommen großteils zur Deckung. Die musikalische Gestaltung setzt sogar weitaus drastischere Akzente als das Spiel auf der Bühne. Und auch provokantere, wenn man so will – denn Pablo Heras-Casado am Dirigentenpult des Concentus Musicus lässt kraftvoll zupacken, sorgt für scharfe Schnitte, drastische Farbeffekte und, nicht zuletzt, für zündende Rhythmen.

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