Leitartikel

Für China führt der Weg nach Europa von nun an durch Kiew

CHINA-FRANCE-DIPLOMACY
CHINA-FRANCE-DIPLOMACYAPA/AFP/POOL/LUDOVIC MARIN
  • Drucken
  • Kommentieren

Russlands Überfall auf die Ukraine hat Chinas Plan, die EU von den USA loszueisen, durchkreuzt. Mit abstrakten Friedensbekundungen, die den Aggressor aus der Verantwortung entlassen, lässt sich die EU nicht abspeisen.

War es Zufall, dass ausgerechnet an jenem Tag, an dem die Spitzen Frankreichs und der EU mit dem chinesischen Staats- und Parteichef, Xi Jinping, parlierten, die Außenminister Irans und Saudiarabiens ebenfalls in Peking weilten, um den von China eingefädelten Reset ihrer Beziehungen voranzutreiben? Falls nein, dann muss man den Diplomaten und PR-Mandarinen im Regierungsviertel Zhongnanhai zu ihrem Geschick gratulieren. Und falls doch, dann kann Xi mit Fug und Recht behaupten, sein langer Marsch zur globalen Vorherrschaft sei mit dem Mandat des Himmels gesegnet. So oder so wirkte Peking an diesem sonnigen Gründonnerstag wie die neue Hauptstadt der Welt, in der sich die Schicksale Europas und des Nahen Ostens entscheiden.

Auf dem Weg nach oben verfolgt Peking zwei konkrete Ziele. Erstens: Der liberale wirtschafts- und handelspolitische Rahmen, der den Aufstieg der Volksrepublik in den vergangenen drei Jahrzehnten ermöglicht hat, soll weiter bestehen bleiben. Und zweitens: Die USA sollen an den Rand dieses Rahmens gedrängt werden. Erreicht werden soll dieses Ziel, indem man sich in wichtigen Regionen (etwa dem Nahen Osten) als Führungsmacht verankert und indem man die Europäer von den USA abkoppelt und von sich abhängig macht.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.