Geschichte

Auch die Donaumonarchie hatte ihr KZ

Diözesanarchiv Graz-Seckau
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Im Ersten Weltkrieg wurden Tausende Ruthenen nach Graz-Thalerhof verschleppt und unter unmenschlichen Bedingungen interniert. Fast 1800 starben. In der Ukraine weiß das jedes Kind – und Putin dient es zur Propaganda.

Ach, die Soldaten des alten Kaisers: schneidige Husaren, adrette Rittmeister, malerische Kaiserjäger! Wir meinen sie zu kennen, aus den Romanen von Joseph Roth, den Schnurren von Roda Roda oder den Filmen der Nachkriegszeit mit ihrer k. u. k. Nostalgie in Technicolor. Ein fast gemütliches, fast harmloses Heer, umhüllt vom Zauber der Montur. Es defiliert vor unserem geistigen Auge zu den Klängen des Radetzkymarsches, und wir klatschen begeistert mit. Über allem schwebt Franz Joseph, er winkt gütig. Es hat ihn sehr gefreut, und uns erst recht. Aber auch zu Recht?

Anfang September 1914, wenige Wochen nach Beginn des Ersten Weltkriegs, traf an einem kleinen Bahnhof südlich von Graz ein Transport von Ruthenen aus dem Kronland Galizien ein. Rund 2000 Männer, Frauen und Kinder hatte man in Viehwaggons gepfercht, ganz ohne ihre Habseligkeiten. Vier Tage und drei Nächte waren sie unterwegs gewesen. Manche hatten kein einziges Mal Wasser bekommen. Neben dem Flugfeld Thalerhof trieb man sie zusammen, spannte einen Zaun aus Stricken um sie, von Soldaten bewacht. Schaulustige begafften und fotografierten die „Vaterlandsverräter“, viele waren dafür eigens aus Graz gekommen. Die Deportierten mussten im Freien übernachten, es war kalt und regnete tagelang. Erst nach mehr als einer Woche erlaubte man ihnen, Zelte zu bauen, später Baracken aus Holz.

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