Einspruch

Sie wurde "die österreichische Anne Frank"

Oslo 19421126. Det tyske skipet Donau tok 530 norske joder til utryddelsesleirene. Bildet er fra Amerikalinjens kai , Ut
Oslo 19421126. Det tyske skipet Donau tok 530 norske joder til utryddelsesleirene. Bildet er fra Amerikalinjens kai , Ut(c) IMAGO/NTB (IMAGO/Fossum, Georg W.)
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Gmunden zeigt ein Musical des Grammy-nominierten Norwegers Gisle Kverndokk über Ruth Maier.

Nicht in Österreich wurde die Wienerin Ruth Maier berühmt, die 22 Jahre alt wurde, bevor sie am 1. Dezember 1942 in Auschwitz vergast wurde. Es war in Norwegen, wohin sie mit ihrer Familie 1939 geflohen war.
Dorthin mitgenommen hatte sie Tagebücher, die sie geführt hatte, seit sie zwölf war, und in Norwegen weiter führte. Nach ihrer Matura lernte sie in Oslo Gunvor Hofmo kennen, die beiden wurden ein Liebespaar – und Gunvor Hofmo später eine bekannte Lyrikerin. Ruth Maier konnte nach der Besetzung Norwegens ihr englisches Visum nicht verlängern, für die USA erhielt sie keines. Sie hinterließ über tausend literarisch bemerkenswerte, emotional aufwühlende Tagebuchseiten. „Rot wird der Jude bluten, wenn du ihn schlägst“, beginnt etwa der Eintrag „An eine Farbe“ zwei Wochen vor ihrer Verhaftung. „Erschöpfte graue Männer und Frauen fallen in kleinen Parks von den Bänken, während es von einem misshandelten Handgelenk tropft. Niemand sagt, dass du an seinem Tod schuld bist.“ Gunvor Hofmo bewahrte die Tagebücher auf. In ihren Gedichten ist Ruth Maier gegenwärtig als „eine jüdische Freundin, die sie töteten“.

Dass das viel gelobte Musical über Ruth Maier, das noch bis zum 23. April in Gmunden gastiert, von einem Norweger – dem international bekannten Gisle Kverndokk – stammt, ist nicht verwunderlich. Ruth Maier ist in Norwegen viel bekannter als in Österreich. Doch auch dort entwickelte sich die kollektive Erinnerung an sie erst spät. 2007 erschien das Buch „Ruth Maiers dagbok. En jødisk flyktning i Norge“ („Ruth Maiers Tagebuch. Ein jüdischer Flüchtling in Norwegen“), wurde sehr bekannt und vielfach übersetzt. Von dessen Herausgeber, Jan Erik Vold, stammen auch die deutschsprachigen Ausgaben der Bücher mit Briefen und Tagebüchern Ruth Maiers, zuletzt 2011 im Mandelbaum-Verlag „Es wartet doch so viel auf mich . . .“. 2017 zeigte das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW) eine Ausstellung über Ruth Maier in Wien. Dort findet sich ihr Name auch auf dem Döblinger Friedhof (auf dem Grabstein der Eltern), vor zwei Jahren wurde ein Park in Wien Leopoldstadt nach ihr benannt.

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