Neuaufstellung

Plötzlich eine Macht auf der Judomatte

Michaela Polleres ist als Nummer drei der Welt in der Klasse bis 70 kg rot-weiß-rotes Aushängeschild. Inzwischen aber sind die Medaillenhoffnungen auf mehrere Schultern verteilt.
Michaela Polleres ist als Nummer drei der Welt in der Klasse bis 70 kg rot-weiß-rotes Aushängeschild. Inzwischen aber sind die Medaillenhoffnungen auf mehrere Schultern verteilt. JACK GUEZ / AFP / picturedesk
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Vor etwas mehr als zwei Jahren stellte der Verband Österreichs Judosport innovativ neu auf: Yvonne Snir-Bönisch betreut seither als Cheftrainerin Männer und Frauen. Dieser Weg ist auch international noch eine Seltenheit, doch er funktioniert, wie Medaillen bei Olympia, WM und die jüngste Siegesserie bei Grand Slams belegen.

Der Judosport genießt in Österreich eine lange und erfolgreiche Tradition, die gerade neue Höhen erfährt: Nach Medaillen bei den Olympischen Spielen 2021 sowie Weltmeisterschaften von Michaela Polleres (Silber bzw. Bronze) und Shamil Borchashvili (jeweils Bronze) hat sich Rot-Weiß-Rot einen Monat vor der WM auf Grand-Slam-Ebene als Macht auf der Matte positioniert. Die Siege von Polleres in Taschkent, Wachid Borchashvili in Tiflis und jüngst Aaron Fara in Antalya bedeuteten nicht nur persönliche Premieren, sondern beendeten mit historischer Vehemenz und Breite die seit 2016 (Kathrin Unterwurzacher) andauernde Durststrecke und bestätigten den Österreichischen Judoverband auf seinem eingeschlagenen Weg.

„Das ist schon eine Hausnummer und zeigt, dass Kontinuität funktioniert und auch das Trainerteam gute Arbeit leistet, die anfängt, Früchte zu tragen“, sagt Yvonne Snir-Bönisch. Im Zuge der Umstrukturierung des Verbandes unter Präsident Martin Poiger geht die deutsche Olympiasiegerin (2004) seit Anfang 2021 als Cheftrainerin voran: Sie betreut im Elitekader beide Geschlechter – auch international eine Rarität im Weltsport. Für die 42-Jährige war das schon bei ihrer Bestellung im Gegensatz zur Öffentlichkeit und der Community kein großes Thema, obgleich sie Diversität im gemeinhin männlich dominierten Betreuerstab durchaus als großen Vorteil sieht. „Als Frau hat man andere Zugänge und Gedanken zu Situationen, nicht nur fachlich. Wir arbeiten mit Menschen und diese zwischenmenschliche Basis ist entscheidend“, erklärt Snir-Bönisch. „Es war ein Riesenschritt nach vorne, eine Frau in diese Position zu bringen. Da ist der ÖJV sicher Vorreiter.“ Noch wichtiger aber erachtet sie das Zusammenspiel: Vielleicht könne sie mehr aus einem Gesichtsausdruck lesen, die männlichen Betreuerkollegen Robert Krawczyk, Felipe Kitadai und Hitoshi Kubo wiederum andere Details deuten.

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