Boko Haram gehört zu den brutalsten Terrorbanden der Welt. Auch gegenüber Deserteuren. Wir haben im Nordosten Nigerias ehemalige Anführer der Bande getroffen, die ausgestiegen sind. Die Gespräche zum Innenleben der Islamisten fanden in Hinterhöfen und Autos statt – die Männer stehen selbst im Visier von Boko Haram.
Der Mann, der den Tod Tausender mit zu verantworten hat, der jahrelang Millionen Menschen in Angst versetzte, fürchtet nun selbst um sein Leben. Und jammert, dass er nicht zur Ruhe kommt. Denn das Kopfgeld, das auf ihn ausgesetzt wurde, raubt dem ehemaligen Terroristen den Schlaf.
Die Nächte verbringt Mallam Bana Musa'id mit Gebeten. Auf dem rechten Ohr ist die ehemalige Nummer vier in der Hierarchie der nigerianischen Islamistengruppe Boko Haram taub, Folge eines knapp überlebten Granateneinschlags. Das linke aber horcht aus seinem Zelt in die Dunkelheit des Lagers, in dem er seit sechs Monaten deradikalisiert wird. Sind das, so wie er, wirklich allesamt Aussteiger, die hier am Rande der Millionenstadt Maiduguri untergebracht sind? Oder hat es jemand auf sein Leben abgesehen?