Balkan

Wie junge Serben ihre Zukunft verzocken

Glücksspielhallen schießen in Serbien wie Pilze aus dem Boden. Für Belgrad bedeutet das lukrative Steuereinnahmen.
Glücksspielhallen schießen in Serbien wie Pilze aus dem Boden. Für Belgrad bedeutet das lukrative Steuereinnahmen. REUTERS
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In Serbien boomt das Glücksspiel, immer mehr junge Menschen rutschen in die Sucht ab. Doch der Staat bleibt untätig.

Belgrad. Rezessionen und die sich mehrende Konkurrenz perlen an der krisenfesten Branche spurlos ab. Bunte Ballons künden in der Belgrader Njegova-Straße von der Eröffnung einer weiteren Spielhölle. Die wie Pilze aus dem Boden schießenden Glücksspielhallen und Wettbüros seien in Serbiens Hauptstadt „einfach überall“ – auch in unmittelbarer Nähe von Schulen, klagt die Psychologin Jelena Manojlović, die Koordinatorin des „SOS Zentrum zur Heilung von pathologischem Glücksspiel“: „Je ärmer ein Land und je zerrütteter eine Gesellschaft, desto stärker ist der Drang zum Glücksspiel.“

Auf bis zu 300.000 beziffert die heimische Presse die Zahl der Spielsüchtigen in dem 6,8-Millionen-Einwohner-Land. Etwas veraltete Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) von 2008 weisen den Balkanstaat neben Bosnien und Herzegowina als das Land mit der höchsten Anzahl von Glücksspieltempeln pro Kopf in Europa aus.


Offizielle Statistiken über die Zahl der Glücksspielsüchtigen würden in Serbien nicht geführt, so Manojlović, die deren Anteil „auf über zwei Prozent der Bevölkerung“ beziffert. Nicht eingerechnet seien die Familien der Betroffenen, die oft am meisten unter deren Spielsucht zu leiden hätten: „Drogen- und Alkoholabhängige zerstören und töten sich selbst. Der Spielsüchtige zerstört erst alles um sich herum – und erst ganz am Ende sich selbst.“

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