Als „Schrittmacherin des Fortschritts“ erklärt der Wiener Journalist und Buchautor Robert Misik im Buch „Das große Beginnergefühl“ die moderne Kunst – und wettert gegen „lauwarmen Idealismus“ und „postmoderne Ironie“. Ein Einwand.
Robert Misik schreibt viel. (Und manchmal, leider, zu schnell.) Daran muss es wohl liegen, dass sein schon 2022 erschienenes Buch „Das große Beginnergefühl“ nicht sehr viel Beachtung gefunden hat. Es ist der Beachtung wert, weil es teils so stimmig ist – vor allem als Beschwörung faszinierender Aufbruchszeiten – und teils auf interessante Weise so unstimmig.
Aus Wiener Perspektive auch, weil Misik den kommenden Leiter der Wiener Festwochen, Milo Rau, in eine große Ahnenreihe stellt, die mit Balzac beginnt und mit Brecht noch nicht endet. In eine Geschichte der modernen Kunst, die mit der politischen Linken notwendigerweise verschwistert sei, wie Misik schreibt, da „Linkssein die einzige Weise ist, klug zu sein“. Das meint er wohl nicht ganz ernst, aber emphatisch. Womit er sich selbst als Künstler (mit entsprechender Narrenfreiheit) geriert – dessen Herz freilich mit einem politischen Herzen in ein und derselben Brust schlägt. Dieses will die Welt von Unterdrückung und Unruhe befreien. Jenes zieht seine Energie aus der Unruhe.