Ernährung

Veganer leben nicht immer gesünder

Getty Images (carolafink)
  • Drucken

Mehr als die Hälfte der Veganer isst einer Studie zufolge zu viele Fertigprodukte – und erhöht so das Risiko für Übergewicht,  Diabetes und Herzkreislauf-Erkrankungen. Eine Studie spricht vom „Pudding-Veganismus": Tierische Produkte werden durch zu viel Süßes ersetzt.

Wer sich vegan ernährt – also gänzlich auf tierische Produkte wie Fleisch, Milch und Eier verzichtet – gilt in der öffentlichen und wohl auch der Selbstwahrnehmung in der Regel als besonders gesundheitsbewusst.

Tatsächlich aber führt eine vegane Ernährung nicht zwingend zu einem gesünderen Lebensstil. Vielmehr kann sie sogar zu einem erhöhten Risiko für Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes führen – sofern man vermehrt zu industriell verarbeiteten veganen Fertigprodukten greift.

Pflanzliche Kost ist gesund

Das ist, knapp zusammengefasst, das Ergebnis einer Studie des Zentrums für Public Health der Medizinischen Universität Wien, für die Ernährungsstil und Bewegungsmuster von 516 Männern und Frauen untersucht wurden, die zum Zeitpunkt des Studienbeginns seit mindestens drei Monaten vegan lebten.

Veganerinnen und Veganer würden sich der Studie zufolge zwar überdurchschnittlich häufig sportlich betätigen – doch der weit verbreitete Verzehr von industriell verarbeiteten Lebensmitteln sei in dieser Gruppe als „nicht günstig für die Gesundheit“ einzustufen.

So unbestritten der Nutzen von pflanzlich basierter Kost für die Gesundheit in der Wissenschaft mittlerweile sei, so sehr sei gerade auch in diesem Bereich der Grad der Verarbeitung der verzehrten Lebensmittel zu berücksichtigen, heißt es in der Studie, die von einem Team rund um die Wissenschafterinnen Maria Wakolbinger und Sandra Haider durchgeführt wurde.

Zu viel Convenience-Food

„Vegan ist nicht per se mit gesund gleichzusetzen“, sagt Wakolbinger. Das Forschungsteam arbeitete zwei Gruppen von Veganern heraus: Jene mit einem sogenannten „Convenience-Ernährungsmuster“ (53 Prozent der Studienteilnehmer) zeichneten sich demnach durch einen höheren Konsum von verarbeiteten Fisch- und Fleischalternativen, veganen pikanten Snacks, Soßen, Kuchen, Süßigkeiten sowie Fertiggerichten, Fruchtsäften und raffinierten Getreidesorten aus. „Die negativen Auswirkungen von industriell verarbeiteten Lebensmitteln auf die Gesundheit sind inzwischen eindeutig in Studien bewiesen“, so Wakolbinger.

Bei hauptsächlichem Konsum von Fertignahrung sei gegenüber Menschen, die sich mit Mischkost ernähren, ein höheres Risiko für die Gesamtsterblichkeit um 29 Prozent gegeben. Das erhöhte Risiko für Übergewicht bzw. Adipositas steige um bis zu 51 Prozent, bei Herz-Kreislauf Erkrankungen um 29 Prozent und bei Diabetes mellitus Typ 2 sogar um 74 Prozent.

Anders ist die Situation der zweiten Gruppe (rund 47 Prozent der Studienteilnehmer), die die Studie als gesundheitsbewusst einstuft und die mehr Gemüse, Obst, Eiweiß- und Milchalternativen, Erdäpfel und Vollkornprodukte konsumieren und pflanzliche Öle sowie Fette verwenden. Diese Gruppe kocht laut Studie häufiger mit frischen Zutaten.

„Pudding-Veganismus“

Auch das Bewegungsverhalten ist zwischen den beiden vegan lebenden Gruppen unterschiedlich, obwohl Veganer generell häufiger Sport machen als die Durchschnittsbevölkerung. „Wie unsere Studie zeigte, betätigt sich die gesundheitsbewusste Gruppe aber signifikant mehr sportlich als jene Personen, die dem Convenience-Ernährungsmuster zuzuordnen sind“, so Sandra Haider.

In Österreich ernähren sich laut Aussendung der MedUni rund zwei Prozent vegan. Unter dem Begriff „Pudding-Vegetarismus“ wird jene Ernährung verstanden, bei der Vegetarier statt zu Fleisch zu viel Süßem greifen. „Entsprechend könnte man das von uns ermittelte Convenience-Ernährungsmuster durchaus als Pudding-Veganismus bezeichnen“, so die Studienautorinnen.

Mit veganen Fleisch- und Milchalternativen wird in Europa ein jährlicher Umsatz von 1,7 Milliarden Euro gemacht.

(APA/red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.