David Safier, bekannt für „Mieses Karma“ und die detektivische „Miss Merkel“, meint es diesmal ernst: Die Geschichte seiner Eltern liest sich mitreißender als so mancher Roman.
„Nie wäre ich auf die Idee gekommen, über meine Eltern zu schreiben“, meint der Autor David Safier, „wenn sie nicht das Leben von großen Romanfiguren geführt hätten.“ Und tatsächlich kommt man bei Safiers jüngstem Buch „Solange wir leben“ aus dem mitfühlenden Staunen kaum heraus: Darin erzählt er die ungewöhnliche Geschichte seiner Eltern Waltraut und Joschi, deren Herkunft nicht unterschiedlicher hätte sein können und deren Zusammentreffen einer Laune des Schicksals geschuldet war. Und auch wenn Safier, in erster Linie bekannt für witzig-leichte Unterhaltungsliteratur, es diesmal ernst meint, gibt es doch eine Gemeinsamkeit mit seinem bisherigen Werk: Das Karma ist auch diesmal überwiegend mies.
Joschi Safier lebt mit seinen Eltern Scheindel und Israel 1938 in Wien-Leopoldstadt, in der Rotensterngasse 23, als seine Welt aus den Angeln gehoben wird. Zuerst erlebt er die Hitler-Begeisterung der Menge auf dem Heldenplatz, kurz darauf wird er auf dem Weg zur Universität, wo er halbherzig Bauingenieurwesen studiert, Zeuge, wie ein jüdischer Kommilitone nach dem anderen von nationalsozialistischen Studienkollegen aus dem Fenster geworfen wird. Joschis ebenso talentierte wie durchsetzungsstarke Schwester Rosl hatte davor bereits die Gelegenheit genutzt und ging als Mitglied der zionistischen Jugendorganisation Betar nach Palästina.