Premier Netanjahu in der Zwickmühle: Der Iran droht mit der Zerstörung Tel Avivs, seine religiösen Partner drängen auf eine Wehrdienstbefreiung.
Wie alljährlich schrillten am Dienstagvormittag zwei Minuten lang die Sirenen zum Holocaust-Gedenktag in Israel. Das öffentliche Leben stand still. Zur gleichen Zeit stieß anlässlich des Militärfeiertags im Iran Präsident Ebrahim Raisi Drohungen gegen den Judenstaat aus. „Beim kleinsten Fehler“ drohte er mit der Zerstörung Tel Avivs und Haifas.
Es ist die übliche Routine des Regimes in Teheran, doch sie zeugt angesichts der Erinnerung an den Genozid von besonderer Perfidie. In Jerusalem fühlte sich Benjamin Netanjahu als Mahner vor einer Atommacht Iran bestätigt. Inmitten interner Turbulenzen um die umstrittene Justizreform appellierte der Regierungschef an die Einheit des Landes. Dass am Holocaust-Tag Reza Pahlevi, ein Führer der iranischen Exil-Opposition und Sohn des letzten Schah, der in der Nähe Washingtons lebt, an einem Gedenkakt in Yad Vashem teilnahm, war indes auch symbolträchtig. Gila Gamliel, die israelische Geheimdienstministerin, sprach von einem „historischen Besuch“.