Verhaltensforschung

Wie man Menschen „schubst“, ohne dass sie es merken

"Verhaltensbriefe" nennt man erinnernde Briefe im Fachjargon.
"Verhaltensbriefe" nennt man erinnernde Briefe im Fachjargon. (c) Getty Images (Win McNamee)
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Ob eine freundliche Erinnerung an die Steuererklärung oder eine aufgemalte Fliege im Pissoir: Die Verhaltensforschung liefert Firmen wie Staaten einen Werkzeugkasten, um menschliches Verhalten zu beeinflussen. Wobei Vorsicht bei der Anwendung geboten ist. Denn unerwünschte Nebenwirkungen sind möglich.

Wer seine Steuern im Vereinigten Königreich nicht fristgerecht bezahlt, bekommt vom britischen Finanzamt einen Brief. Seit einigen Jahren ist das nicht irgendeine Erinnerung an die verstrichene Frist, sondern ein individualisiertes Schreiben. Darin werden Steuerzahler beispielsweise daran erinnert, dass das Gros der Menschen in ihrer Nachbarschaft bereits Steuern bezahlt hat. Damit spielt die Behörde auf eine soziale Norm an. Die Folge ist, dass sich der Steuereinzug seither signifikant verbessert hat.

Derlei Briefe heißen im Fachjargon „Verhaltensbriefe“ – und zwar deshalb, weil sie auf Erkenntnissen aus der Verhaltensökonomie und -psychologie basieren. Die Briefe sind sogenannte Nudges, übersetzt: Schubser. Menschen werden in Richtung eines Verhaltens „geschubst“ und merken es bestenfalls gar nicht. Andere Beispiele für „Nudges“ sind Schockbilder auf Zigarettenschachteln oder Standardeinstellungen im Online-Handel etwa bezüglich der Versandart oder der Farbe eines Produkts. Auch eine aufgemalte Fliege im Pissoir ist so ein Schubser, sie lässt Männer nachweislich seltener daneben urinieren.

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