Theaterkritik

„Raub der Sabinerinnen“ im Akademietheater: Der Triumph der Schmiere

 Wer spielt hier wen und warum? (Von links:) Dorothee Hartinger, Birgit Minichmayr, Sabine Haupt sowie Annemarie Fischer hinten als Papagei.
Wer spielt hier wen und warum? (Von links:) Dorothee Hartinger, Birgit Minichmayr, Sabine Haupt sowie Annemarie Fischer hinten als Papagei. Marcella Ruiz Cruz
  • Drucken

Anita Vulesica hat den „Raub der Sabinerinnen“ trefflich anarchisch inszeniert. Burgtheater-Stars dürfen sich bei dem raffinierten Schwank richtig austoben.

Vereinzelt soll es im Schauspielmilieu noch Leute geben, die den Vorhang als „Lappen“ bezeichnen. Ein solcher hing am Samstag bei „Der Raub der Sabinerinnen“ traurig auf den Bühnenboden des Akademietheaters herunter. Er sah ziemlich mitgenommen aus, gab seitlich Blicke auf Requisiten frei, signalisierte: Hier wird Theater im Theater gespielt. Ach was! Theater im Theater im Theater!! Und schon krochen unter dem Vorhang bei kreischenden, schwer definierbaren Klängen die ersten Schauspielerinnen und Schauspieler hervor. „Es ist aus!“, stöhnten sie einzeln und im Chor. Offenbar war die Aufführung bereits zu Ende.

Ein Fiasko? Hatten wir uns in der Beginnzeit geirrt? Nein, für Regisseurin Anita Vulesica, die mit Svenja Viola Bungarten diesen Schwank der Wiener Brüder Franz und Paul von Schönthan kräftig bearbeitet hat, ist dieser Dauerbrenner aus dem Jahre 1883 offenbar eine Endlosschleife von Scheitern und besser Scheitern. Dafür stand ihr ein exzellentes Ensemble des Burgtheaters zur Verfügung. Das ließ in 100 Minuten pausenlos die – Pardon! – Sau raus. Für einen Triumph der Schmiere. Die Hemmungslosigkeit, die hier aus viel Verklemmung ans Licht kam, sollte jedoch nicht täuschen. Kaum eine Arbeit ist heikler als die Präzision bei Komödien. Hier hat man sie lustvoll gemeistert. Die dramatische Anarchie, die in diesem Stück den Haushalt eines Gymnasialprofessors befällt, wurde trefflich erfasst. Der starke Applaus bei der Premiere scheint dies zu bestätigen. Wer wissen will, wie temporeiches Theater funktioniert, dem kann man nur raten: „Schau'n Sie sich das an!“

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.