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Bilanzbetrug: Steinhoff-Prozess startet

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Leiner(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Die einstige Kika/Leiner-Mutter schlitterte 2017 in einen spektakulären Bilanzskandal. Anleger verloren Milliarden, der Ex-Manager muss sich nun verantworten.

In dem milliardenschweren Bilanzskandal bei dem internationalen Möbelkonzern Steinhoff, vormals Mutterkonzern der Möbelketten Kika und Leiner, müssen sich der frühere Konzernchef Markus Jooste (62) und ein Treuhänder ab heute, Dienstag, vor dem Landgericht in Oldenburg verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem ehemaligen Chef Anstiftung in fünf Fällen und dem Treuhänder Beihilfe in vier Fällen zur Bilanzmanipulation in Milliardenhöhe vor.

Das Bekanntwerden von Manipulationen Ende 2017 vernichtete damals den Börsenwert des Unternehmens fast vollständig. Anlass für die falschen Angaben in den Bilanzen waren der Anklage zufolge Gewinnvorstellungen von Jooste, die durch das reguläre Geschäft nicht erreicht werden konnten.

Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden vor, von 2011 bis 2015 Buchgewinne aus Scheingeschäften in die Bilanzen konzernzugehöriger Gesellschaften hineingeschrieben zu haben. Dabei sollen auch frühere Geschäftsführer einer deutschen Tochtergesellschaft geholfen haben.
Mit diesen Scheingeschäften soll die Bilanz um mehr als 1,5 Milliarden Euro aufgehübscht worden sein. Hinzu kommen laut Staatsanwaltschaft nochmals 820 Millionen Euro durch eine überhöhte Darstellung erworbenen Immobilienvermögens.

Aktie verlor über 90 Prozent

Zu dem Prozess werden sowohl der Südafrikaner Jooste als auch der britische Treuhänder erwartet. Zum Auftakt soll die Anklage verlesen werden – dies dürfte wegen des großen Umfangs mehrere Stunden dauern. Der Prozess vor dem Oldenburger Gericht dreht sich allein um die falschen Darstellungen in den Bilanzen. Jooste weist nach früheren Berichten die Vorwürfe zurück.

Die von Firmengründer und Namensgeber Bruno Steinhoff aufgebaute Gruppe galt lang als Europas zweitgrößter Möbelkonzern. In Deutschland war Steinhoff für die Möbelkette Poco bekannt, die mittlerweile an den Konkurrenten XXXLutz verkauft worden ist.

Seit Ende 2017, als die Ermittlungen wegen der Bilanzunregelmäßigkeiten begonnen haben, steckt der Konzern in einer Krise. Im Dezember 2017 brach der Aktienkurs des Steinhoff-Konzerns um mehr als 90 Prozent ein. Milliarden von Anlagegeldern gingen verloren. Jooste musste gehen.

Viele Anleger saßen in Südafrika, darunter auch große Rentenfonds. Derzeit erarbeitet die Steinhoff International Holdings nach eigenen Angaben einen Umschuldungsplan nach niederländischem Konkursrecht, der in den nächsten Tagen präsentiert werden soll.

Im März haben Steinhoff-Aktionäre einen vorherigen Plan zur Schuldenrestrukturierung abgelehnt. Das Unternehmen muss einen Schuldenberg von 10,2 Mrd. Euro abbauen.

(ag./red.)

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