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Metallindustrie erwartet Stagnation

Die metalltechnische Industrie umfasst Unternehmen aus verschiedenen Industriezweigen.
Die metalltechnische Industrie umfasst Unternehmen aus verschiedenen Industriezweigen. (c) IMAGO/Fotostand
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Gemischt verlief das vergangene Jahr für die metalltechnische Industrie. Während die Branche im ersten Halbjahr noch kräftig wuchs, blickt sie seit dem Herbst vorsichtig in Zukunft.

Das große Aufholjahr nach der Coronakrise war für die metalltechnische Industrie schon 2021. Die Produktion war durch eine hohe Nachfrage und die stark steigenden Preise auf ein Rekordhoch gestiegen. Damit war das Coronajahr kompensiert. Im vergangenen Jahr 2022 führte der russische Angriffskrieg auf die Ukraine dann zu neuen Unsicherheiten.

Dennoch konnte die metalltechnische Industrie, die gemessen an der Produktion für ein Viertel der gesamten österreichischen Industrie steht, 2022 ein reales Wachstum von 3,7 Prozent verzeichnen. Der Produktionswert stieg auf rund 49,5 Milliarden Euro, so Christian Knill, der dem Fachverband Metalltechnische Industrie (FMTI) als Obmann vorsteht, bei einem Pressegespräch am Dienstag.

„Das Jahr 2022 startete mit guten Auftragsbeständen, ab dem Spätsommer ist es mit der Nachfrage zurückgegangen“, sagt Knill. So habe man in der Halbjahresbilanz noch ein preisbereinigtes Plus von neun Prozent verbucht. Gerade die Energiekostenkrise habe die Branche, zur der beispielsweise die Voestalpine und die Andritz AG gehören, stark getroffen. In den vergangenen zwei Jahren habe man den Coronarückgang wettgemacht, langfristig gesehen stagniere die Branche jedoch. Seit dem Finanzkrisenjahr 2009 lag das durchschnittliche Wachstum bei 0,2 Prozent. Von 1996 bis 2008 seien es noch rund sechs Prozent gewesen.

Die metalltechnische Industrie steht in Österreich für ein Viertel der Exporte. Diese seien auch 2022 ein Wachstumstreiber gewesen und um 5,6 Prozent gestiegen. Hier spielen vor allem Deutschland und die USA eine zentrale Rolle.

Maue Voraussicht für 2023

Die Erwartungen der Branche für 2023 sind eher bescheiden. Der Großteil der Unternehmen – zu 85 Prozent sind das Familienbetriebe – gab bei einer Blitzbefragung im Jänner an, dass sie bereits jetzt Anzeichen für einen substanziellen Rückgang der Nachfrage beobachten. Daraus ergäben sich für die Unternehmen geringere Margen und weniger Spielraum für Investitionen. Man könne die gestiegenen Kosten nur zum Teil an die Kunden weitergeben.

Der aktuelle Konjunkturtest des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) zeige, dass die Aufträge in den vergangenen Quartalen zurückgegangen sind und sich mittlerweile stabilisiert haben. Die Neueingänge seien laut Knill jedoch weiter rückgängig.

Für 2023 erwartet die Branche ein Wachstum von unter einem Prozent. Das Wifo geht für die Gesamtindustrie, ohne den Bau- und Energiesektor, von einem Rückgang der Wertschöpfung um knapp zwei Prozent aus.
Die Sorgenkinder der Unternehmen sind steigende Lohnkosten und teilweise auch andauernde Probleme in den Lieferketten, wobei sich die Lage im Vergleich zum Herbst etwas entspannt habe.

Auf Suche nach Mitarbeitern

Auch die Suche nach Mitarbeitenden beschäftigt die Unternehmen. Die Zahl der Beschäftigten stieg 2022 leicht auf 137.500. „Dass wir nicht mehr Beschäftigungswachstum haben, hängt sicher auch damit zusammen, dass viele Firmen das benötigte Personal gar nicht gefunden haben“, sagt Knill. Dem will man mit guter Bezahlung und längerfristig unter anderem mit der Förderung von Studienplätzen, Berufsinformation und Kampagnen entgegenwirken.

Gerade für jüngere Bewerber und Bewerberinnen sei Home-Office und eine Viertage-Woche ein Thema. Schon jetzt gebe es eine betriebliche Flexibilität. „Was wir nicht brauchen können, ist eine Verpflichtung, die alle trifft“, sagt FMTI-Geschäftsführerin Sabine Hesse. Eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich sei in der aktuellen Situation „ein Schuss ins Knie“, bekräftigt Knill.

(lal)

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