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Cloud-Geschäft schiebt SAP an

Künstliche Intelligenz soll bei der Firmensoftware von SAP noch stärker angewendet werden.
Künstliche Intelligenz soll bei der Firmensoftware von SAP noch stärker angewendet werden. POOL/AFP via Getty Images
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Nach dem Rückgang im Vorjahr konnte SAP sein Ergebnis steigern. Der Konzern will verstärkt auf künstliche Intelligenz setzen.

Walldorf. Der deutsche Softwareriese SAP ist im ersten Quartal etwas stärker gewachsen als erwartet. Von Jänner bis März kletterte das bereinigte Betriebsergebnis (Non-IFRS) gegenüber dem Vorjahreszeitraum um zwölf Prozent auf 1,9 Mrd. Euro, wie der DAX-Konzern am Freitag mitteilte. Der Umsatz fiel mit 7,4 Mrd. Euro im ersten Quartal um zehn Prozent höher aus als vor einem Jahr.

Nach der vom Unternehmen selbst veröffentlichten Schätzung von Visible Alpha hatten Analysten im Schnitt mit sieben Prozent mehr Umsatz und neun Prozent mehr operativem Gewinn gerechnet. Nach dem Gewinnrückgang des vergangenen Jahres sei die Wende gelungen, erklärte SAP-Chef Christian Klein. Das sei der hohen Wachstumsdynamik bei Cloud-Software zu verdanken, die im ersten Quartal um 24 Prozent stieg.

Unbereinigt sackte das Betriebsergebnis um 45 Prozent auf 803 Mio. Euro ab, der Nettogewinn schrumpfte um knapp ein Fünftel auf 509 Mio. Euro. Die gute Milliarde Unterschied beim operativen Gewinn ergibt sich aus Auszahlungen von Aktienboni an Manager und Mitarbeiter sowie aus Ausgaben für Restrukturierungen wie Abfertigungen an Beschäftigte, die SAP verlassen. Heuer sollen 3000 der insgesamt 105.000 Stellen wegfallen, der Großteil in den USA.

Qualtrics vor Verkauf

„Unsere Ergebnisse schaffen eine solide Grundlage für unseren Ausblick für das Gesamtjahr und ermöglichen uns, 2023 zu profitablem Wachstum zurückzukehren“, erklärte Finanzchef Dominik Asam. SAP rechnet ab diesem Jahr die vor dem Verkauf stehende Tochter Qualtrics bei Umsatz und Ergebnis heraus. Deshalb wurde der Jahresausblick leicht gesenkt: Das Unternehmen erwartet 2023 einen Betriebsgewinn von 8,6 bis 8,9 Mrd. Euro und damit um 200 Mio. Euro weniger als zuvor.

Beim Umsatz fallen 1,3 Mrd. Euro weg, sodass die Einnahmen aus Software-Abonnements und -Lizenzen auf 26,9 bis 27,4 Mrd. Euro taxiert werden. SAP verkauft den Anteil an dem Datenanalysespezialisten Qualtrics im zweiten Halbjahr für 7,7 Mrd. Dollar (sieben Mrd. Euro) an Silver Lake. SAP kündigte an, die mittelfristigen Ziele am 16. Mai zur hauseigenen Messe Sapphire zu aktualisieren.

Dort will man auch Produktneuheiten rund um das Thema künstliche Intelligenz (KI) vorstellen. Es gebe bereits mehr als 60 KI-Anwendungen bei Firmensoftware zur Personalsuche, für Servicecenter oder zum Finanzmanagement. Mit der generativen Software Chat GPT, die neue Inhalte eigenständig erzeugen kann, sei eine neue Phase angebrochen, sagte SAP-Chef Klein am Freitag. SAP prüfe, das in sein Produktportfolio zu integrieren.

Mit Blick auf den erwarteten Erlös von rund sieben Milliarden Euro aus dem Verkauf des SAP-Anteils am US-Tochterunternehmen Qualtrics sprach Klein von möglichen Plänen zu weiteren Aktienrückkäufen, Dividendenzahlungen und Firmenkäufen. „Das Momentum im Cloud-Geschäft beschleunigt sich, unsere Pipeline für organisches Wachstum war nie voller“, sagte Klein. Es gebe daher keinen dringenden Bedarf, mit Übernahmen für Wachstum zu sorgen.

Zur Sapphire am 16. Mai wird eine Analystenkonferenz abgehalten, auf der aktualisierte Ziele für 2025 vorgestellt werden. Bislang peilt SAP 36 Milliarden Euro Umsatz (2022: 31 Milliarden Euro) und ein bereinigtes Betriebsergebnis von 11,5 Milliarden Euro an.

Die SAP-Aktie rutschte am Freitag in einem schwachen Umfeld zunächst leicht ins Minus. Zuletzt wurde das Papier um 114 Euro gehandelt. Seit Jahresbeginn beläuft sich das Plus auf 17 Prozent. Vom Rekordhoch von 140 Euro aus dem Jahr 2020 ist die Aktie aber noch weit entfernt.

Analysten sind gespalten

Analysten zeigten sich angesichts der jüngsten Zahlen gespalten. Das Analysehaus Jefferies bleibt bei der Einstufung „Underperform“ und einem Kursziel von 100 Euro. Die Zahlen lägen zwar über den Erwartungen, aber nicht aus dem richtigen Grund, schrieb Analyst Charles Brennan. Die Investoren hätten das Cloud-Geschäft im Blick, das sich in etwa mit den Erwartungen decke. Das gute Abschneiden im ersten Quartal sei jedoch einmaligen positiven Effekten im Geschäft mit Softwarelizenzen geschuldet.

Die britische Investmentbank Barclays hat die Einstufung hingegen bei „Overweight“ mit einem Kursziel von 125 Euro belassen. Die Kennziffern hätten durchwegs die Erwartungen übertroffen, schrieb Analyst James Goodman. Besonders lobte er das um zwölf Prozent gestiegene Ebit.(Reuters/dpa-AFX/red.)

Auf einen Blick

SAP mit Sitz in Walldorf (Baden-Württemberg) ist Europas größter Softwarekonzern mit einem Börsenwert von 143 Milliarden Euro. Zum Vergleich: US-Konkurrent Oracle bringt es auf 256 Milliarden Dollar (234 Mrd. Euro). Die SAP-Aktie hat seit Jahresbeginn um 17 Prozent zugelegt, nachdem sie im Vorjahr gehörig geschwächelt hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.04.2023)

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