Doku

Reisen über Abfallberg und Tal

Nicht nur Müll, auch sein Transport sei nicht nachhaltig, sagt Nikolaus Geyrhalter: „Matter Out of Place“ zeigt etwa Abfallfrachter in den Malediven.
Nicht nur Müll, auch sein Transport sei nicht nachhaltig, sagt Nikolaus Geyrhalter: „Matter Out of Place“ zeigt etwa Abfallfrachter in den Malediven. Stadtkino
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Plastiksackerl hängen im Dickicht, Müllhügel türmen sich auf: Nikolaus Geyrhalter nimmt in „Matter Out of Place“ Mist in den Blick. Und uns im „Presse“-Gespräch in die Pflicht.

In David Cronenbergs jüngstem Film, der Dystopie „Crimes of the Future“, geht es (unter anderem) um einen Buben, der sich von Plastik ernähren kann: Eine Folge des „beschleunigten Evolutionssyndroms“, also einer raschen evolutionären Anpassung an die Wucherungen menschlicher Abfallwirtschaft. Eine Sci-Fi-typische Übertreibung? Sicher. Viel Fantasie braucht es aber nicht, um sich auf Cronenbergs düstere Vision einzulassen. Zu eklatant sind die Erzeugnisse der Müllmaschine Menschheit: Vom All aus sichtbare Reifendeponien, riesige Plastikinseln im Meer, meterhohe Schrottberge. Kann man diesen Ausschuss-Exzessen noch Einhalt gebieten? Oder müssen wir lernen, mit unserem Unrat zu leben?

Fragen, die auch Nikolaus Geyrhalters neueste Doku „Matter Out of Place“ aufwirft. Eindeutige Antworten hält sie keine bereit: Als Bildkünstler und filmischer Planetologe sieht der 51-jährige österreichische Dokumentarfilmer seine Aufgabe primär darin, uns die Dinge zur eigenständigen Urteilsbildung vor Augen zu führen. Dieses Mal sind es vor allem Orte der Müllentsorgung, -verwertung und -lagerung, die sich uns in Geyrhalters gewohnt eindrucksvollen und präzise kadrierten Aufnahmen darbieten. Aber auch Ansichten angesammelten Abfalls, die fast wie „Land Art“ anmuten: Glas- und Plastikflaschen, die einen Gebirgssee bedecken, als wären sie Eisschollen, zerschlissene Sackerl, die wie Misteln im Dickicht hängen, Drahtkabel, die den Meeresboden überziehen.

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