Quergeschrieben

Wie die Alten sungen (und die Jungen dichten)

„Mea ois wia mia“ versus „Mia san mia“: über Literatur, Repräsentation und darüber, warum jede neue Landeshymne ein reflektierter, vielstimmiger Kanon sein müsste.

Literatur beschäftigt dieser Tage nicht nur die davon lebende Branche. Diese trifft sich gerade in Leipzig, wo sich Österreich, erstmals seit 1995, auf einer deutschsprachigen Buchmesse als Gastland präsentieren darf. Eine Literaturdebatte bewegt auch die Gemüter bis an die Stammtische der letzten verbliebenen Dorfwirtshäuser des Landes hinunter. Eine Runde von Künstlerinnen und Künstlern fordert eine neue Landeshymne für Niederösterreich, weil Franz Karl Ginzkey, ihr Autor, dem Nationalsozialismus zugetan war.

Franz Stelzhammer, der Autor der oberösterreichischen Hymne, war laut IG Autorinnen und Autoren ein radikaler Antisemit. Salzburg und Kärnten werden ebenfalls in Liedern besungen, deren Urheber mindestens fragwürdig sind. Braucht es also neue Hymnen, selbst dann, wenn wir den bisherigen die Weltanschauung ihrer Urheber nicht anhören? Während der Gastauftritt Österreichs auf der Lesepublikumsmesse in Leipzig unter dem Motto „Mea ois wia mia“ steht, geht es bei Zweiterem zumindest ein bisschen um das „Mia san mia“, gegen das sich das Buchmessemotto positioniert.

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