Ansichtskarten

Kartengestaltung: Kreative lassen grüßen

Schnell zum Punkt kommen: Kreative gestalten Ansichtskarten.
Schnell zum Punkt kommen: Kreative gestalten Ansichtskarten.Mafalda Rakoš
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Anlässlich der Ausstellung „Großstadt im Kleinformat - Die Wiener Ansichtskarte" haben wir Kreative um ihre selbst gestalteten Ansichtskarten gebeten und einige Erkenntnisse über dieses Format gewonnen.

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis aus dieser Produktion: Ansichtskarten liegen den meisten Menschen, und besonders wohl Gestalterinnen und Gestaltern, noch immer am Herzen, auch wenn sie wenige schreiben und noch seltener welche bekommen. Ein bisschen Retro-Feeling schwingt mit, das Gefühl, eine besondere und ein bisschen altmodische, Geste zu setzen, und dann eben das Bewusstsein, dass man sich ein bisschen mehr antut, als das übliche Sonnenuntergangsfoto auf Instagram zu posten.

Ihre Mutter, sagt etwa Nina Ober, freue sich über eine Ansichtskarte definitiv mehr als über eine WhatsApp-Nachricht. Arthur Arbesser kennt die Adressen der ausgesuchten Freundinnen, Freunde und Familienmitglieder, denen er Karten schickt, stets auswendig. Elsa Okazaki kauft zumindest im Museumsshop nach jeder besuchten Ausstellung eine Karte, um sich selbst daran zu erinnern. Und Sandra Biskup freut sich, wenn sie eine im Postkasten vorfindet, weil es ihr die Gewissheit bringt, dass jemand sogar in der Ferne an sie gedacht habe. Hier folgen nun die Ansichtskarten, die einige Kreative auf Einladung des „Schaufenster"-Magazins gestaltet haben (Anlass ist die Ausstellung „Großstadt im Kleinformat“ im Wien Museum/Musa, 4. 5. bis 24. 9. 2023).  

Arthur Arbesser

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Einmal Duomo, einmal Dom (im Zündholzschachtelformat): Arthur Arbesser empfindet Mailand und Wien als seine Heimatstädte und schreibt darum auch aus beiden seine „cartolina“. Privat schreibt der Modedesigner einige wenige Karten an ausgesuchte Menschen – deren Adressen kennt er dann aber immer auswendig.

Eric Asamoah

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Der Fotograf, der beruflich zwischen seiner Heimatstadt Linz und Wien pendelt, hat aus seinem Modefundus ein Foto ausgewählt und mit einem eigenen poetischen Kurztext kombiniert. Das hat er auch schon in seinem Fotobuch „Beyond the Sky and the Sea“ gemacht. Nächster Fixpunkt ist die Ausstellung „Forever Lasts Until It Ends“ in Linz.

Blagovesta Bakardjieva

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Für ihre collagierende Arbeitsweise sind visuelle Versatz­stücke entscheidend: Bakardjieva fotografiert gern im urbanen Kontext, wie sie sagt – Menschen, Graffiti, Plakatwände. Daraus lässt sie „im Rhythmus der Stadt“ Neues entstehen. Und sie verschickt selbst auch noch immer Karten.

Mafalda Rakoš und Klaus Györgyfalvay

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Ihr lieber Freund Klaus habe ihr nach Berlin und Holland Karten geschickt, erzählt Mafalda Rakoš, dafür löste er die Bildseite von Karten ab und versah sie mit neuem Text. Das Würstel, Käsekrainer mit Mayonnaise, war der Ankunftssnack von Rakoš und ihrem Freund nach einem Griechenlandtrip.

Anna Breit

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Die Wienerin Anna Breit arbeitet als Fotografin, derzeit mit Lebensmittelpunkt in Paris. Das Bild, das sie ausgewählt hat, ist Teil einer Serie, die sich mit österreichischer Modegeschichte auseinandersetzt (Johanna Bouvier stylte einen Look von Susanne Bisovsky. Ab 13. Mai ist die Serie „Facing Traditions“ in der Ausstellung „Visage ­d’Europe“ in Paris zu sehen.

Peter Garmusch

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Mit einer Aufnahme aus der Serie „Studio Cairo“, dem Motiv Nr. 118, schickt Peter Garmusch quasi Grüße aus der Megalopole. Was sich unter der Plane befindet, hat er in Kairo nicht erkundet. Von längeren Fernreisen schreibt er auch heute noch Karten, vor Kurzem fand er eine einst gebastelte Collagenkarte als „Erinnerung an eine sehr andere Zeit“ wieder.

Praline Le Moult

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Auch in den Kollektionen der in Wien lebenden Modedesignerin aus Frankreich geht es oft um das Entdecken ferner Welten. Das Format Ansichtskarte fasziniere sie, sagt Le Moult. „Es zwingt mich, die Message sofort auf den Punkt zu bringen – fast wie bei einer Briefmarke.“

Elsa Okazaki

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Das Bild hat Elsa Okazaki im Volkstheater während einer Veranstaltung aufgenommen. Das Licht, die verrinnenden Farben, das gesamte Motiv spiegeln für sie die Diversität der Stadt wider, aber ausgehend von einem klassischen Kronleuchter. Karten erhält sie fast nie mehr, doch Okazaki kauft in jeder Ausstellung, die sie besucht, welche.

Nina Ober

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In einer Serie setzt die Illustratorin sich mit den nicht vordergründig schönen oder sehenswerten Orten Wiens auseinander. Die Zwillingstürme des Allgemeinen Krankenhauses gehören, wiewohl quasi omnipräsent, in diese Kategorie. An ihre Mutter, die sich darüber mehr freut als über eine Chatnachricht mit Foto, und einige wenige Freunde schreibt Nina Ober noch Karten, „wenn es ein lustiges Motiv gibt“.

Onka Allmayer-Beck 

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Stephansdom und Riesenrad hat Onka Allmayer-Beck ausgesucht und auf einer modularen (Klapp-)Karte untergebracht. Karten zu schreiben ist Teil ihres Urlaubsrituals, und sie bekommt auch gern welche – leider liegen aber zu selten Postkarten unter dem Rechnungsberg.

Sandra Biskup

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Ein an der Alten Donau verbrachter Sommerabend fühle sich schon an „wie ein kleiner Urlaub“, meint Sandra Biskup. Der Ort sei zudem charakteristisch für die Lebensqualität in Wien. Wenn sie selbst eine Karte bekommt, trudelt damit auch das Gefühl ein, „jemandem wichtig zu sein, der sich gerade auf Reisen befindet“.

("Die Presse Schaufenster" vom 28.4.2023)

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