Eine Stadt mit hunderttausend Perspektiven: Das Wien Museum zeigt in einer Ausstellung, wie ein Medium, die Stadt abbildet - die Ansichtskarte.
Wie sieht man eine Stadt? Am besten mit eigenen Augen. Und wenn man selbst nicht dort war, dann lässt man sich eben ein paar Ansichten schicken. Von Freunden und Verwandten. Instagram hat dieses Prinzip nicht erfunden. Die Ansichtskarte war’s. Obwohl: Das Wort „Erfindung“ hört Sándor Békési vom Wien Museum in diesem Kontext ohnehin nicht so gern. Eher sei die Ansichtskarte eine „Entwicklung“. Denn ihr Vorläufer war – ganz amtlich – die Postkarte. Und gestalterisch war es die Druckgrafik des 19. Jahrhunderts.
Mit der „Standardisierung und Vernetzung des Postwesens“, wie Békési erzählt, war ihre Chance gekommen. Auf den Postwegen schlug das neue Medium erfolgreich ein wie Instagram auf den digitalen Kanälen. Die Ansichtskarte: ein bebilderter Kurznachrichtendienst, mit dem man Grüße in die Welt verschickte. Oder auch nur die Uhrzeit für das Treffen abends im Wirtshaus. „Im ersten Bezirk wurde damals die Post bis zu sieben Mal pro Tag ausgehoben“, erzählt Békési. Ein analoger „Social Media“-Kanal mit Postboten als sprichwörtliche „Datenträger“. Und die technologischen Fortschritte, vor allem in der Bildproduktion, sie spielten dem Medium auch in die Hände. Vor allem: die Fotografie.