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Der Nase nach! Auf der Suche nach Grätzel-Gerüchen

Wiener Geruchslandkarte entsteht.

Wonach riecht es bei Ihnen, wenn Sie vor die Haustür treten? Worüber rümpfen Sie die Nase? Und erinnern Sie sich, wie es früher hier gerochen hat? Verkehr, Industrie, Grünflächen, Wohnformen und Jahreszeiten – ihre Kombination macht gemeinsam mit den Gewohnheiten der vor Ort lebenden Menschen den Eigengeruch eines Bezirks oder Viertels aus. Die vielfältigen urbanen Geruchswelten Wiens erkundet ein Team um die Kulturwissenschaftlerin Stephanie Weismann (Uni Wien) in einem Citizen-Science-Projekt.

Lokale Spürnasen gesucht

Gefragt ist dabei die Wahrnehmung der Bewohnerinnen und Bewohner selbst, die ihre Umgebung erschnüffeln und die persönlichen Geruchsmomente in einer „Smell Map“ eintragen sollen. „Smelfies“, in Analogie zum fotografischen Selbstporträt Selfie, nennt die Forscherin das Erfassen von Geruchsquellen. Denn es handelt sich dabei um eine höchst subjektive Angelegenheit, Gerüche können starke Gefühle auslösen. Oft haben Sympathie und Wohlbefinden, aber auch Widerwillen damit etwas zu tun, ob wir jemanden – im Wortsinn – riechen können.

Deshalb sind Geruchsstudien eine Möglichkeit, die klassische Stadtgeschichtsschreibung zu ergänzen. Auch sie geben Einblicke in Alltagsleben, Wohnverhältnisse und soziopolitische Stimmungen. So können vom „Naserümpfen“ ideologisch motivierte Ressentiments abgelesen werden.

Zusätzlich zu den „Smelfies“ schult die Projektgruppe von „Wien der Nase nach“ vier Gruppen von Jugendlichen (14–18 Jahre), Seniorinnen und Senioren (ab 60 Jahren) aus Hernals und Floridsdorf in Trainingseinheiten und Feldstudien als lokale Spürnasen. (cog)

Digitale Geruchskarte und Anmeldung zu den Workshops: www.wienriecht.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.04.2023)

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