Radsport-Klassiker

Giro d'Italia: Wer Italien unter die Räder nimmt

KONRAD Patrick: Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt 2023 KONRAD Patrick ( AUT ) BORA - HANSGROHE ( BOH ) - GER Qu
KONRAD Patrick: Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt 2023 KONRAD Patrick ( AUT ) BORA - HANSGROHE ( BOH ) - GER QuIMAGO/frontalvision.com
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Auch "Edelhelfer" haben im Radsport immer große Ziele, also will sich Bora-Profi Patrick Konrad auch bei dieser Italien-Rundfahrt ins Zeug werfen. Der Australier Jai Hindley ist Titelverteidiger, sein Rennstall-Kollege konzentriert sich aber auf die Tour de France.

Mit Rang acht bei Lüttich-Bastogne-Lüttich und Platz zwei am Montag bei Eschborn-Frankfurt hat er gezeigt, dass sein Formaufbau stimmt. Bora-Profi Patrick Konrad fährt ab Samstag erstmals nach 2020 wieder den Giro d'Italia. In Italien hat der 31-jährige Niederösterreicher seine bisher besten Gesamtresultate bei einem Grand-Tour-Rennen erreicht: Rang sieben 2018, Platz acht 2020. Diesmal hat Konrad allerdings keine Kapitänsrolle erhalten, er ist „Edelhelfer".

"Der Giro ist so ein cooles Radrennen und ich freue mich schon, weil ich dort schon viele schöne Momente erlebt habe", meinte Konrad vor seiner Abreise im Gespräch mit der APA - Austria Presse Agentur. "Wir haben ja zwei starke Kapitäne mit dem Alex (Wlasow) und dem Lennard (Kämna), da fiebere ich schon hin. Ich bin gespannt wie es uns dort gehen wird", sagte Konrad.

Eine ähnlich gute Gesamtplatzierung wie 2018 und 2020 darf man sich von ihm freilich nicht erwarten, hat er doch von Bora-Manager Ralph Denk diesmal eine andere Rolle erhalten. "Er ist ein ganz wichtiger Mann für uns beim Giro. Er wird nicht die Kapitänsbinde kriegen, das ist mit ihm abgesprochen, das weiß er", erklärte Denk kürzlich bei einem Medientermin in Bayern.

Giro-Titelverteidiger Hinley blickt zur Tour

„Er war zweimal selber in den Top Ten beim Giro, aber als Titelverteidiger wollen wir zumindest wieder auf dem Podest landen. Das ist unser ausgesprochenes Ziel, das sollen Wlasow oder Kämna machen." Titelverteidiger wäre eigentlich deren Kollege, der Australier Jai Hindley, der sich aber dieses Jahr ganz auf seine Premiere bei der Tour de France konzentriert.

Der seit 2015 bei Bora tätige Konrad könne "eine ganz wichtige Stütze sein - sowohl im Mittelgebirge als auch in der letzten Woche im Hochgebirge."

Konrad, dem 2021 bei der Tour de France als drittem Österreicher nach Max Bulla und Georg Totschnig ein Einzel-Etappensieg bei der "Großen Schleife" gelungen war, hat sich einen solchen nun auch für den Giro vorgenommen. "Ich war ja schon zweimal knapp dran an einem Etappensieg und vielleicht gelingt mir dieses Jahr einer", hofft er. 2020 war er einmal Zweiter und einmal Dritter gewesen.

Einen Gesamt-Top-Ten-Platz stuft Konrad als schwierig ein. "Die Tür ist nicht komplett zu, aber ich denke, dass mit zwei Kapitänen schon sehr viel passieren muss, dass ich nachrücke", erklärt der gebürtige Mödlinger. Das geht wohl schon aus renntaktischen Gründen nicht. Er könne sich nicht eineinhalb Wochen nicht auf die Gesamtwertung konzentrieren, weil er helfe oder auf Etappenjagd gehe und dann nach zwei Wochen auf Klassement fahren.

„Meine Form ist nicht schlecht!"

Sowohl 2018 als auch 2020 war Konrad hingegen von Beginn weg zweiter Kapitän gewesen, hatte sich dann in beiden Jahren aber als der stärkere Fahrer seines Teams erwiesen. "Meine Form ist jetzt nicht so schlecht", konstatierte Konrad allerdings.

Erstmals möchte er Giro und Tour in einem Jahr fahren, 2017 war er bei Giro und Vuelta in der gleichen Saison angetreten. "Ich habe im Hinblick auf die zwei Grand Tours im Frühjahr ein abgespecktes Rennprogramm gehabt", erklärte der Sohn des Ex-Leichtathleten und Wien-Marathon-Geschäftsführers Wolfgang Konrad.

Ob Patrick Konrad 2024 auch ein zehntes Jahr im Bora-Dress bestreiten wird, ist übrigens noch offen. "Das werden wir in den nächsten Wochen sehen, ich habe mich jetzt auf die Vorbereitung konzentriert."

Ob seine Zukunft auch wegen einer Kapitänsrolle entschieden werden könnte? "Schwierige Frage, ich bekomme meine Freiheiten bei Bora genauso. Da muss man sich mit dem Team zusammensetzen, entscheiden, wohin will sich das Team entwickeln, wohin will ich mich entwickeln, wo sind meine Stärken? Der offizielle Transfermarkt ist ja erst am 1. August offen. Ich werde mich jetzt ein mal aufs Radfahren konzentrieren", stellte Konrad fest.

3489,2 Kilometer, 21 Etappen

Volle Konzentration heißt es für ihn natürlich auch wieder auf den 3489,2 Kilometern und 21 Etappen, auf denen 51.400 Höhenmeter bewältigt werden müssen. Das Thema Sicherheit liegt da nicht nur ihm am Herzen, enge Abschnitte sorgen immer wieder für Diskussionen. "Es wird insofern gefährlicher, weil im öffentlichen Verkehr immer mehr Verkehrsberuhigungen gebaut werden, Bodenschwellen, Fahrbahnteilungen." Im Pulk der Fahrer sehe man diese manchmal einfach zu spät.

Konrad erinnert da auch an die Frankreich-Rundfahrt. "Bei der Tour de France haben sie für die Massensprintankunft teilweise auch viel zu kleine Straßen gewählt. Das ist teilweise sogar gewollt, damit es mehr Action gibt."

Für Action zu Hause sorgt übrigens die dreijährige Tochter Luisa, die mit Konrads Freundin Klara im Lauf des Jahres und so auch beim Giro den Papa auch besucht. "Wir haben ja auch Ruhetage. Man muss die Kirche im Dorf lassen. Es ist auch gut für die Konzentration, wenn man mal ein bisserl abschaltet und ein anderes Gesprächsthema hat in vier Wochen als 'wie viele Gels nehme ich jetzt auf der Etappe?'.

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