Psychologischer Fachjargon ist populär geworden. Was die Entstigmatisierung fördert, verwässert allerdings auch Diagnosen.
In einer defekten WC-Anlage berät der Highschoolschüler Otis (Asa Butterfield) seine Mitschülerinnen und Mitschüler – als Sexualtherapeut. Die vermeintliche Expertise hat er sich von seiner Mutter (Gillian Anderson) abgeschaut, ihre Sitzungen belauscht und Notiz genommen. So der grobe Handlungsstrang der Netflix-Serie „Sex Education“, im Wesen aufklärerisch, tabubrechend, einfühlsam. Sie markiert einen Wandel im Umgang mit Emotionen und Sexualität. Im letzten Jahrzehnt hat sich die Zahl jener jungen Menschen, die psychotherapeutische Hilfe beziehen, laut Krankenkasse Barmer mehr als verdoppelt, einer Studie der deutschen Bundespsychotherapeutenkammer zufolge werden psychische Erkrankungen heute weniger stigmatisiert.