Mein Donnerstag

Wie handelt man richtig?

In den Urlaub fliegen oder am Boden bleiben?
In den Urlaub fliegen oder am Boden bleiben? (c) IMAGO/Rolf Zöllner
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Feilschen auf dem Bazar ist das eine, aber wer gewinnt eigentlich beim Handeln mit dem eigenen Gewissen?

Auf Flohmärkten oder dem Bazar in orientalisch geprägten Ländern habe ich es schon öfter gemerkt: Ich bin unglaublich schlecht im Handeln. Es ist mir richtig peinlich und unangenehm, einen niedrigeren Preis als den angegebenen zu nennen, und wenn ich mich doch traue, gehe ich erleichtert auf das erste Gegenangebot ein und zahle die verlangte Summe.

Besser funktioniert das Feilschen mit mir selbst. Bei der Schokolade zum Beispiel, die ich eher nicht essen sollte. Wozu aber habe ich dann gestern so fleißig Sport gemacht? Oder wenn ich das Bier am Abend trinke, obwohl ich nach dem letzten Wochenende eigentlich ein paar Tage abstinent bleiben wollte. Aber nach diesem langen Arbeitstag habe ich es mir verdient, oder nicht?

Dieses Handeln ist eine Strategie, die ich bei mir und ebenso bei vielen Bekannten und Freunden erkenne, wenn es um klima(un)freundliches Handeln (das andere Handeln!) geht. Beim Fliegen etwa. Wie meine Freundinnen mit ihrer Flugscham umgehen, wollte ich unlängst wissen. Also dem schlechten Gewissen, das sich einstellt, wenn man an die Masse an schädlichem CO2 denkt, die dank des gebuchten Tickets in die Atmosphäre geblasen wird und das Klima zerstört.

Und ja, diese Scham existiert, zumindest in dieser Freundesgruppe, mittlerweile bei allen. Sie wende „volle Kanne“ ihren „Verdrängungsmodus“ an, meinte die eine, bei der anderen funktioniere nicht einmal dieser mehr. Sie fliege eben und schäme sich dabei. Aber immerhin, meinte die dritte, die am nächsten Tag zu einer Konferenz flog, werde der Sommerurlaub in Österreich verbracht. Da war es wieder, dieses Handeln.

Auch ich habe heuer schon um meinen Urlaub gefeilscht. Muss ich wirklich auf den Flug in die Wunschdestination verzichten, wo ich doch jetzt ein ganzes Jahr flugabstinent war? Außerdem fahre ich ja sonst nicht einmal Auto und esse kaum Fleisch!

Nun, nach langem Hin und Her habe ich schlussendlich diesen Kuhhandel gewonnen. Unangenehm ist es mir aber trotzdem.

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