Astronomie

Erstmals Stern entdeckt, der einen Planeten frisst

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EARTH-ASTRONOMY-STARAPA/AFP/NSF's NOIRLab/HANDOUT
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Forscher in den USA sahen in 12.000 Lichtjahren Entfernung einen Energieausbruch, den sie als Kollision zweier Sterne annahmen. Dann zeigte sich, dass ein Stern einen Planeten von mindestens Jupiter-Größe inhaliert hatte. Ein Vorgeschmack auf die Zukunft der Erde.

Da wird dann auch kein Klimakleben, E-Auto-Fahren und Windradstrom mehr helfen: Unsere Sonne, die jetzt das für kosmische Verhältnisse relativ junge Alter von knapp 4,6 Milliarden Jahren hat, wird in Zukunft immer heißer und größer, und unsere Erde tüchtig rösten.

Laut den Prognosen der Astronomen soll es in etwa 900 Millionen Jahren auf der Erde eine mittlere Temperatur von 30 Grad haben (aktuell sind es etwa 15 Grad Celsius). Eine Milliarde Jahre später sind es demnach 70 bis 100 Grad, die Meere verdunsten, und im Alter von rund zehn Milliarden Jahren wird sich die Sonne, deren Brennstoff zu Ende geht, durch veränderte Fusionsprozesse noch einmal aufbäumen und sich richtig aufblasen, zu einem sogenannten Roten Riesen: Auf bis zu etwa das 80-Fache ihres jetzigen Durchmessers, sie wird den Merkur verschlingen und vermutlich auch die Venus, bis zu deren Umlaufbahn sie sich dann aufgebläht hat.

Die Erde wird zu einer Lavakugel geschmolzen. Das war's dann. Dass die Sonne danach schnell Masse verliert und zu einem unerheblichen, wenngleich extrem heißen Weißen Zwerg von etwa der Größe der Erde schrumpft, der im Lauf der nächsten Abermilliarden Jahre auskühlt wie ein Stück Kohle und gänzlich erlischt, ist uns dann auch schon egal.

Edwtie/CC BY-SA 4.0

Von diesem Schicksal unserer Erde, unseres Sonnensystems, haben Wissenschaftler in den USA nun offenbar erstmals eine Art optischen Vorgeschmack einfangen können. Demnach wird (aufgrund der langen Laufzeit des Lichts von dorther muss man sagen: wurde) ein großer Gas-Planet von den Ausmaßen mindestens unseres Jupiters von seinem Zentralgestirn, das sich aufgebläht hat, eingefangen und ist mittlerweile in ihm aufgegangen.

Der Vorgang spielte sich demnach vor 10.000 bis 15.000 Jahren nahe des Sternbilds Adler ab, einer markanten, im Kern rautenförmigen Konstellation um den hellsten Stern Altair, die man von der Nordhalbkugel aus sieht und schon von den Babyloniern beschrieben wurde.

Stellarium

Der betreffende Stern ist laut Morgan MacLeod vom Harvard-Smithsonian Center für Astrophysik in Cambridge (Massachusetts) etwa 12.000 Lichtjahre entfernt und etwa zehn Milliarden Jahre alt. Das entspricht besagtem Rote-Riesen-Alter unserer Sonne. Er hatte ursprünglich auch etwa die Größe unserer Sonne.

Ein kosmischer Rülpser

Die Astronomen bemerkten, wie der Planet in astronomisch kurzer Zeit richtiggehend zu einem feurigen Gasball zerplatzte und dann teils in seinen Stern versank und teils in Form eines heißen Stromes aus Gas ins All geschleudert wurde. Letzteres wurde salopp auch als „kosmischer Rülpser" des Sterns nach seinem Festmahl bezeichnet. Der gesamte Vorgang einschließlich des Abklingens dauerte zumindest nur etwa eineinhalb Jahre, der Hauptausbruch an Energie (der Rülpser) gar nur etwa zwei Wochen.

Entdeckt hat die kosmische Verschmelzung der indischstämmige Wissenschaftler Kishalay De vom Massachusetts Institute of Technology (MIT). Er fand den hellen Ausbruch im Jahr 2020 bei der Betrachtung optischer Aufnahmen des Palomar-Observatoriums des California Institute of Technology; benannt wurde das Phänomen „ZTF SLRN-2020". Zunächst glaubte er an die Verschmelzung zweier Sterne; weitere Beobachtungen enthüllten, dass sich der wachsende Stern einen Planeten „inhaliert“ hatte. Er dürfte sogar weit größer gewesen sein als Jupiter und hat seinen Stern zuletzt rasend schnell umrundet, in weniger als einem Tag.

„Der Planet sauste durch die äußere Atmosphäre des Sterns wie ein Satellit, der der Erde immer näher kommt“, beschreibt es Morgan MacLeod, ein Kollege von De und Teilhaber an dessen Forschung. „Je näher er kam, desto schneller fiel er in die Sternmasse. Er fiel dann ziemlich spontan hinein und verursachte den Auswurf, den wir sahen."

Caltech

Es gab schon früher Indizien, dass Sterne an ihren Planeten nagen, von ihnen Materie ansaugen. Man hat solche Vorgänge im All in astronomischen Werken sowie allgemein-medial typischerweise mittels künstlerischen Darstellungen abgebildet. Nun aber liegt die erste Beobachtung hinsichtlich einer Total-Konsumation eines Planeten durch einen Stern vor; die Studie ist im Magazin „Nature“ erschienen.

Bisher ist indes unbekannt, ob der betreffende Stern noch weitere Planeten hat. Astronom De sagt, dass es jedenfalls noch Tausende Jahre dauern würde, bis weitere Planeten, sofern sie dem Stern nahe genug sind, ebenfalls vernichtet werden.

Bleibt noch etwas von der Erde übrig?

Wenn unsere Erde dereinst das gleiche Schicksal erwartet und von der Sonne verschluckt wird, wird Letztere das indes quasi gar nicht bemerken, zu klein ist die Erde im Vergleich zu einem Riesen wie Jupiter. Allerdings ist unklar, ob es so auch wirklich kommen wird: Am Ende der Phase als Roter Riese und unmittelbar danach soll sich die Sonne zwar noch einmal weiter ausdehnen, bis etwa 100 aktuelle Sonnendurchmesser bzw. etwa bis hin zur Erdumlaufbahn. Allerdings hat die Sonne bis dahin viel Masse abgestrahlt und dementsprechend an Gravitation eingebüßt.

Fsgregs/CC BY-SA 3.0

Dadurch wird sich die Erdbahn verschieben, nämlich vergrößern, also von der Sonne weg. Das könnte zumindest einen gegrillten und verschrumpelten Erdrest retten, der in der Leere des Weltalls einen Weißen Zwerg umkreist.

>>> Zum Bericht in Nature

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