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Was für Nischenplayer spricht

In einer Überraschungsaktion kaufte der US-Konzern Carrier Global das Wärmepumpengeschäft der deutschen Viessmann.
In einer Überraschungsaktion kaufte der US-Konzern Carrier Global das Wärmepumpengeschäft der deutschen Viessmann. REUTERS
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Viele kleinere Unternehmen haben sich in attraktiven Nischen gut etabliert und punkten mit einer Menge Know-how. Ihre Aktien sind laut Experten derzeit zudem relativ günstig.

Der deutsche Mittelstand rückte zuletzt einmal mehr in den medialen Fokus: Vor Kurzem verkaufte die auf Heiztechnik spezialisierte Viessmann ihr Wärmepumpengeschäft an den US-amerikanischen Konkurrenten Carrier Global. Der Grund für das Interesse aus den USA liegt freilich in der Energiewende. Der Ausstieg aus Öl- und Gasheizungen wird weltweit forciert. Als alternative Heiztechniken kommen immer öfter Wärmepumpen infrage.

Die Firma Viessmann ist zwar nicht an der Börse notiert. Die Entwicklung verdeutlicht dennoch, dass sich kleinere und mittelgroße Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen in zahlreichen Nischen erfolgreich durchsetzen können. Und deshalb zum Teil auch in das Visier von Großkonzernen geraten, die mit solchen Übernahmen ihr Geschäft diversifizieren wollen, ohne selbst in den Aufbau investieren zu müssen.

Fokus auf regionale Versorgung

Nicholas Paul, Portfoliomanager beim US-Vermögensverwalter MFS Investment Management, verweist noch auf einen weiteren Aspekt, der für kleine und mittelgroße Unternehmen sprechen dürfte. Paul meint, die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Lockdowns hätten gezeigt, wie fragil manch eine globale Lieferkette ist. Zahlreiche Staaten und Unternehmen setzen Paul zufolge deshalb wieder verstärkt den Fokus auf eine regionale Versorgung etwa bei den Vorprodukten, wovon dem MFS-Experten zufolge zahlreiche kleinere Firmen profitieren dürften, die vor Ort tätig sind.

Paul findet weitere Gründe, die für kleinere Unternehmen sprechen: etwa die aktuell günstigere Börsenbewertung im Vergleich zu vielen Großkonzernen. So lag Ende März das erwartete Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf die kommenden zwölf Monate beim MSCI Small Cap Index sowie jenes beim Mid Cap-Index ein gutes Stück unter dem entsprechenden KGV des MSCI World Index von zuletzt 16,22.

Doch wie gehen Experten bei der Auswahl der Aktien und bei der Zusammenstellung der Portfolios vor? Die Investmentansätze fallen jedenfalls unterschiedlich aus. Im Threadneedle-Portfolio hat Fondsmanager Scott Woods die Industriebranche mit beinahe 30 Prozent am höchsten gewichtet, gefolgt von dem IT- sowie dem Gesundheitssektor. Die größte Einzelgewichtung entfällt auf Altair Engineering aus den USA. Das IT-Unternehmen entwickelt CAE-Software, wobei CAE für Computer Aided Engineering steht. Damit können Simulationen durchgeführt werden, etwa für die Montage oder die Fahrtechnik. Prototypen lassen sich dann anhand der virtuellen „Vorarbeit“ präziser anfertigen.

Kleine Titel schwanken stärker

Auch der französische Spirituosenhersteller Rémy Cointreau ist Teil des Fonds, ebenso wie CTS Eventim aus Deutschland. Das Unternehmen ist in der Vermarktung von Karten für Konzert-, Theater- und Sportveranstaltungen tätig. Im Goldman-Sachs-Fonds nimmt der deutsche Modehersteller Hugo Boss die größte Gewichtung ein, gefolgt vom Luxushotelbetreiber Host Hotels & Resorts aus den USA. Auch Goosehead Insurance ist Teil des Portfolios und bietet ein breites Spektrum an Versicherungen für Privatkunden in den USA an, so etwa für Kraftfahrzeuge, Wohngebäude und Lebensversicherungen.

Im BGF-Fonds von Blackrock wird ebenfalls ein eigener Zugang gewählt. Der Industriesektor ist mit rund 18 Prozent gewichtet, gefolgt von IT- und Basiskonsumaktien. Die größte Einzelgewichtung entfällt auf Oshkosh aus den USA, das Spezialfahrzeuge, so etwa Lkw und Geländewagen, herstellt. Auch in den Anlagenbauer Andritz investiert der Fonds.
Anleger sollten generell jedoch beachten, dass kleinere Börsentitel in turbulenten Zeiten oftmals heftiger schwanken als die Kurse von Großkonzernen – sie sollten daher nur einen Teil ihres gesamten Vermögens in solche Produkte investieren.

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