In Hollywood streiken die Drehbuchautoren. Was das mit Österreichs Filmwelt zu tun hat? Gar nicht so wenig, sagen zwei Autorinnen. Ein Blick auf eine versteckte Profession.
Die Bleistifte nieder!“ Unter diesem Motto sind am Dienstag vergangener Woche die Drehbuchautorinnen und -autoren Hollywoods in den Streik getreten. Die 11.500 Mitglieder der Writers Guild of America (WGA), der Autorengewerkschaft der US-Film- und Fernsehindustrie, schreiben fortan keine Zeile mehr für Filmstudios, Fernsehanstalten oder Streamingdienste, reichen keine Drehbücher ein, unterschreiben keine Verträge, besprechen keine zukünftigen Projekte und rühren auch kein Drehbuch an, wenn etwa bei einem laufenden Filmdreh eine Bearbeitung nötig wird. Kurz gesagt: Sie verweigern der US-Unterhaltungsindustrie, die auf ihre Ideen und Geschichten angewiesen ist, ihre Dienste.
Die ersten Auswirkungen sind in den USA schon zu spüren: Late-Night-Shows wie jene von Jimmy Kimmel oder John Oliver fallen aus. Je länger der Streik anhält, desto deutlicher wird er sich – mit etwas Verzögerung – auch auf die Serien- und Filmproduktion auswirken. US-Sender machen sich schon bereit, mehr internationale Sendungen und Reality-Shows zu zeigen, wenn neue Stoffe ausbleiben. Und dass ihre Streiks lang dauern können, hat die WGA in ihrer bald 70-jährigen Geschichte immer wieder bewiesen: Bei ihrem letzten Streik 2007/2008 legten die Drehbuchautorinnen 100 Tage lang die Arbeit nieder, was die Industrie am Ende rund zwei Milliarden Dollar kostete. 1988 waren es gar 153 Tage.
Harte Fronten. Verhandlungen zwischen der Gewerkschaft und den Studios sind zuletzt gescheitert. Im Zentrum des Konflikts steht ein Wandel der Arbeitsbedingungen, den die Streaming-Ära gebracht hat: Während Serien früher oft über 20 Folgen pro Staffel hatten – was Autoren eine Einnahmequelle über längere Zeit sicherte – und nach der Premiere auf DVD oder in weiteren Ausstrahlungen zu sehen waren – woran Autoren erneut mitverdienten –, produzieren Streamingdienste zunehmend kurze Acht- bis Zwölfteiler, die dauerhaft auf den Plattformen bleiben. In den sogenannten Writers' Rooms, kollaborativen Schreibstuben, wie sie in Amerika üblich sind, würden immer weniger Leute eingesetzt – und bekämen immer weniger Zeit, wird geklagt. Für die Streaming-Studios kommen die Forderungen zu einer schlechten Zeit: An den Märkten sind sie unter Druck, nach Jahren der Versprechungen, auch Gewinne einzufahren. Disney etwa ist gerade dabei, 7000 Mitarbeiter einzusparen.
Ihr Handwerk, ohne das der Streaming-Goldrausch gar nicht möglich gewesen wäre, würde zunehmend entwertet, klagen die Autoren. Langsam würden sie in die Arbeitsmodelle einer Gig-Economy, also einer von kurzfristigen Engagements geprägten, gedrängt. „Ich will nicht streiken, keiner von uns will das“, twitterte kürzlich der Drehbuchautor John Rogers („Leverage“). „Aber wenn wir es nicht tun, dann ist das die letzte Autorengeneration, die überhaupt die Chance auf eine stabile Karriere hatte.“