Klimawandel

Trockenheit: Landwirte setzen auf hitzeresistente Pflanzen

Die Presse/Clemens Fabry
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In Trockengebieten im Osten Österreichs verzeichnen Landwirte Ernteeinbußen von bis zu 50 Prozent. Die Anbaugebiete der Sommergerste sind auf ein Viertel geschrumpft.

Der Klimawandel und die damit einhergehenden Veränderungen stellen die Landwirtschaft vor immer größere Herausforderungen. Nicht nur nehmen die Trockentage und damit die Verdunstung zu, durch die wärmeren Winter wächst zusehends auch die Gefahr von Schäden durch Frostereignisse und damit einhergehenden Ernteeinbußen. Um sich den veränderten Rahmenbedingungen anzupassen, setzen die Landwirte verstärkt auf den Anbau von hitzeresistenten Pflanzen.

Für die Agrarier ist die Problematik vielschichtig. So werden einerseits die Regengüsse durch gehäufte Extremwetterereignisse unregelmäßiger und intensiver. Daneben nehmen tendenziell die Hitzetage zu, was zu mehr Verdunstung führt. Die Verteilung der Niederschläge wird dadurch für die Bauern immer schwieriger zu kalkulieren. Schon jetzt sind die Konsequenzen erkennbar: In den Trockengebieten - hierzulande sind das vor allem östliche Gebiete wie das Weinviertel (Niederösterreich) oder das Burgenland - verzeichneten die Landwirte zuletzt teilweise Ernteeinbußen zwischen 30 und 50 Prozent. "Wir spüren in den letzten Jahren einen deutlichen Unterschied zwischen den extremen Trockengebieten und jenen Gebieten, wo wir stabile Niederschlagsmengen vorfinden", erzählte der Präsident der Landwirtschaftskammer (LKÖ), Josef Moosbrugger, im Gespräch mit der APA.

Folgen ergeben sich für die Landwirte andererseits durch zunehmende Trockenheit im Winter. Denn wärmere Phasen in der kalten Jahreszeit bringen ein früheres Aufblühen der Vegetation mit sich, was die potenziellen Schäden durch Spätfrost erhöht. Vor allem für Kernobst wie Marillen, die im Frühling geerntet werden, ist das ein Problem. "Durch den wärmeren Winter sind Spätfroste eine extreme Gefahr in der Landwirtschaft", sagte der LKÖ-Präsident dazu.

Mais und Soja gelten als hitzeresistent, Sommergerste kämpft

Für die Bäuerinnen und Bauern steigt damit der Druck, sich auf neue Gegebenheiten einzustellen. Beispielsweise rüsten sich die Landwirte durch verstärkte Bodenbedeckung, deren Ziel es ist, die Verdunstung zu reduzieren. Außerdem wird immer mehr an wassersparenden Maßnahmen gefeilt. Den Herausforderungen begegnen sie aber insbesondere auch im Bereich der klimafitten Bewirtschaftung, sprich der Züchtung und dem Einsatz von hitzeresistenten Pflanzensorten.

Als hitzeresistent gelten vor allem Mais und Soja, wogegen beispielsweise die Sommergerste mit für Österreich ungewohnt warmen Temperaturen zu kämpfen hat. Ihr fehlt es an den biologischen Eigenschaften, sich gegen die klimatischen Veränderungen zu behaupten, wie der LKÖ-Pflanzenbauexperte Andreas Pfaller erklärte. Demnach bildet die Pflanze bei Dürre kleinere Körner aus, was sie beinahe unbrauchbar macht. "Wenn es trocken ist, fehlt es an Qualität und am Ertrag. Für Brauzwecke ist sie dann nicht geeignet. Deswegen ist die Sommergerste mehr oder weniger am Verschwinden."

Dass sich die Präferenzen verändern, spiegelt sich bereits in den Daten der vergangenen Jahre wider. Brachte es die Sommergerste in der Vergangenheit laut Moosbrugger zu Spitzenzeiten auf eine Anbaufläche von 100.000 Hektar, ist sie mittlerweile auf gut 25.000 Hektar zusammengeschrumpft. Die Anbaufläche von Saatmais wiederum hat sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich erhöht - mit einem leichten Knicks von 2021 auf 2022, wie die jüngsten Daten der Agrarmarkt Austria (AMA) zeigen. Bei Soja hat sich der Flächeneinsatz in den vergangenen zehn Jahren demnach sogar mehr als verdoppelt. "Soja ist sicher jene Kultur, die sich in der jüngeren Vergangenheit am stärksten im Aufwind befunden hat", hielt Pfaller fest.

Landwirte greifen auf Winterkulturen zurück

Generell greife man verstärkt auf Winterkulturen zurück, um der Sommerhitze und den Wetterkapriolen zu entgehen. Und: "Winterkulturen werden attraktiver, weil sie die Winterfeuchtigkeit aufnehmen können und damit mit Vorsprung in den Sommer starten", so Moosbrugger. An Bedeutung gewinnen weiters kleinere Spezialkulturen wie Kichererbsen und Süßkartoffeln. Zudem würden Exoten wie Reis hierzulande immer besser gedeihen, ergänzte Pfaller.

Mit Blick auf die Nahrungsversorgung gab Moosbrugger trotz der größer werdenden Schwierigkeiten durch Hitze und Trockenheit Entwarnung. Er verwies darauf, dass aktuell mehr Getreide produziert werde, als der Markt im Lebensmittelbereich abnehme. Der Selbstversorgungsgrad mit Getreide lag hierzulande zuletzt bei annähernd 90 Prozent, ein Wert, den der LKÖ-Präsident langfristig als stabil erachtet. Wichtig sei aber, den Landwirten künftig weiter geeignete Ressourcen wie Pflanzenschutzmittel zur Verfügung zu stellen, damit sich der Anbau für diese auch wirtschaftlich rechne.

Global 2000 kritisiert Ruf nach mehr Pestiziden

Die Umweltschutz-Organisation Global 2000 kritisiert Moosbruggers Aussagen. "Wenn der Präsident der österreichischen Landwirtschaftskammer heute nach mehr Pestiziden und mehr Gentechnik als Antwort auf die gegenwärtigen ökologischen Krisen ruft und gleichzeitig die von einem breiten wissenschaftliche Konsens getragenen Maßnahmen des Europäischen Green Deal bekämpft, dann ist das ein drastischer Beweis, dass er nichts aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat", sagte Helmut Burtscher-Schaden, Umweltchemiker bei Global 2000, heute laut Aussendung. "Die Zukunft liegt in einer vielfältigen, kleinteiligen Landwirtschaft, die auf biologische Vielfalt, auf lokal angepasstes, vielfältiges Saatgut und Boden- und Humusaufbau als echte Klimaschutzmaßnahmen setzt."

(APA)

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