Sanktion

Chinas Herrscher verhängen immer mehr Ausreiseverbote

APA/AFP/PETER PARKS
  • Drucken

Zehntausende Chinesen sind mit Ausreisesperren belegt. Nun hat es die berühmte Soziologin Guo Yuhua getroffen.

Peking. Die traumatische Geschichte der Volksrepublik China scheint sich dieser Tage zu wiederholen: Bei ihrer Feldforschung sammelte die Soziologin Guo Yuhua (66) einst die Geschichten von Bauern, die während der großen Hungersnöte nicht aus ihren Dörfern fliehen durften. 60 Jahre später steht die pensionierte Professorin selbst am Grenzübergang von Shenzhen zur ehemals britischen Kronkolonie Hongkong – und wird abgewiesen. Es sei ein Ausreiseverbot gegen sie verhängt worden, hieß es.

Immer wieder hält die Zentralregierung kritische Stimmen wie Geiseln in den eigenen Landesgrenzen gefangen. Die Menschenrechts-NGO „Safeguard Defenders“ hat in einer Studie eruiert, wie systematisch Staatschef Xi Jinping die Praxis ausgeweitet hat: Allein seit 2019 wurden fünf zusätzliche Gesetze verabschiedet oder geändert, die solche Ausreiseverbote vorsehen. Die NGO schätzt, dass derzeit Zehntausende Chinesen mit einem solchen Bann belegt worden sind. Guo Yuhua gilt als eine der führenden Soziologinnen des Landes. Bekanntheit erlangte sie Mitte der 1990er-Jahre für ihr Projekt „kommunistische Zivilisation“, in dem ein Team die Geschichte mehrerer Dorfgemeinschaften seit Beginn der kollektivistischen Landreformen der 1950er-Jahre aufspürte. „Geschichte ohne die Stimme des Volkes ist jedoch unvollständige Geschichte, und sie ist auch nicht die wahre Geschichte“, sagte Guo Yuhua einst in einem Interview.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.