22 Fälle

Im vermeintlichen Taxi betäubt und ausgeraubt: Überfallserie in Wien

APA/GEORG HOCHMUTH
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Opfer berichten, dass ihnen Zuckerl oder Kaugummi angeboten wurde und sie danach ein Blackout hatten. Unklar ist, ob es sich um echte Taxi-Lenker handelt. Der Polizei sind bisher 22 Fälle bekannt.

Die Polizei ermittelt zu einer Überfallserie in der Wiener Taxi- bzw. Uber-Szene, bei der Lenker Fahrgäste ausgeraubt haben sollen. Einen Bericht des "Kurier" (Online und Freitagsausgabe) bestätigten die Wiener Polizei und die Taxi-Innung der Wiener Wirtschaftskammer am Freitag. Demnach ermittelt das Landeskriminalamt in der Causa bereits seit Oktober 2022, bisher sind 22 Fälle bekannt. Eine Warnung gelangte bisher nicht an die Öffentlichkeit.

"Wir haben gestern erfahren, dass es dazu ein Ermittlungsverfahren der Polizei gibt. Wir sind entsetzt", sagte ein Sprecher der Innung. Unklar ist, ob es sich um "echte" Lenker handelt. Die Täter dürften sich laut "Kurier" gezielt alkoholisierte Menschen aussuchen. Opfer berichteten teilweise, dass ihnen vom Lenker ein Kaugummi oder ein Zuckerl angeboten worden sei.

Blackout nach Kaugummi

Zumindest einer der Ausgeraubten schilderte, dass er nach der Annahme des Kaugummis ein Blackout hatte. Der Lenker soll ihn kurz vor dem Erreichen des Ziels seinen Chronometer mit den Worten "Uhr oder Leben, raus" abgenommen haben. Alle Ausgeraubten sollen zudem gefragt worden sein, ob sie ein Taxi oder ein Uber-Fahrzeug bestellt hätten. Das war nicht bei allen Opfern der Fall.

Die Wiener Polizei bestätigte diese Informationen in vollem Umfang. Die Ermittlungen führt die Außenstelle Zentrum-Ost des Landeskriminalamtes. Bestätigt wurde auch die Zahl der bisher bekannten Fälle. Nicht hundertprozentig sicher sind sich die Ermittler offenbar, ob alle Fälle zu ein und derselben Serie gehören. "Die Aussagen der Opfer gehen etwas auseinander", betonte die Polizei. Die Ermittlungen würden aber gebündelt geführt, denn es sei nicht auszuschließen, dass alle Fakten zusammenhängen.

Unklar, ob Autos als Taxi gekennzeichnet waren

Allerdings ist den Ermittlern zufolge unklar, ob tatsächlich als Taxi- bzw. Uber-Autos gekennzeichnete Pkw Schauplätze der Überfälle waren. Es gebe Opfer, die berichten, sie hätten über die Uber-App ein Fahrzeug bestellt, die Bestellung sei aber vom Lenker gecancelt worden - wozu er das Recht hat. Kurze Zeit später hätte sie ein Fahrer angesprochen, ob sie auf ein Taxi warten. Nicht sicher waren sich diese Passagiere, ob der Wagen überhaupt das entsprechende Schild auf dem Dach hatte.

Dass bisher keine Warnung an potenzielle Fahrgäste erfolgt sei, liege an den "intensiven Ermittlungen, die eine Veröffentlichung konterkariert hätten", so die Polizei. "Da sich jedoch ein Opfer an die Presse gewandt hat, ist die Veröffentlichung nun erfolgt."

„Setzen auch Privatdetektive ein"

Es gebe derzeit rund 10.000 Taxi- und Uber-Lenker in Wien, sagte der Sprecher der Innung. Dazu kommen jene, die "schwarz" fahren. "Wir versuchen alles, damit wir 'Schwarzfahrer' aus der Branche bekommen. Dazu setzen wir auch Privatdetektive ein", erläuterte der Innungsvertreter. Wie viele Taxilenker in Wien ohne Berechtigung unterwegs sind, dazu gibt es laut der Innung keine Schätzungen.

Er empfahl Fahrgästen, die Kennzeichen zu kontrollieren. Besonders leicht geht dies, wenn man das Taxi mit der App bestellt. "Wenn es nicht das richtige Kennzeichen ist, nicht einsteigen, auch, wenn es sich nicht um ein Taxi-Kennzeichen handelt", empfahl der Sprecher. Taxis bzw. Uber-Fahrzeuge haben verpflichtend Kennzeichen, die auf den Buchstaben-Code "TX" enden. Kommt ein Taxi mit dem falschen Kennzeichen oder gar mit einem Kennzeichen ohne diese Endung, soll der Passagier ein Foto des Taferls machen und die Polizei informieren.

Ausweis muss sichtbar sein

Auch wenn der Fahrgast bereits im Wagen sitzt, kann er noch überprüfen, ob alles seine Ordnung hat. Der Lenker muss nämlich seinen Ausweis sichtbar für den Passagier im Inneren des Fahrzeugs anbringen. Hat er dies nicht, sollte der Fahrgast aussteigen, wenn möglich, das Kennzeichen fotografieren und die Polizei informieren.

Leichter soll es für die Passagiere werden, wenn die neue Wiener Landesbetriebsordnung in Kraft tritt. Dem Sprecher der Innung zufolge soll dies laut dem derzeitigen Zeitplan im Herbst der Fall sein. Taxifahrzeuge müssen dann im Inneren und auf dem Pkw einen QR-Code angebracht haben. "Dann kann man den Wagen leichter überprüfen, ob alles seine Richtigkeit hat." Außerdem gibt es dann einen Direktlink zu einem Feedbackformular.

(APA)

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