Der als antisemitisch kritisierte Actionfilm soll nun doch in Deutschland gezeigt werden. Die Freiwillige Selbstkontrolle hat "Tal der Wölfe - Palästina" ab 18 freigegeben. Es gebe eine "rege Nachfrage".
Dem türkischen Actionfilm "Tal der Wölfe - Palästina" wird Antisemitismus vorgeworfen, er kommt aber trotzdem auch in Deutschland ins Kino. Und zwar ausgerechnet am Internationalen Tag des Holocaust-Gedenkens. Der Streifen, der den israelischen Angriff auf eine türkische Hilfsgüter-Lieferung in den Gaza-Streifen thematisiert, soll ab sofort in Deutschland gezeigt werden. Das kündigte eine Sprecherin der Verleihfirma Pera Film in Köln an. Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben das einzige, das dem umstritten Film an die Kinos in Deutschland verleiht.
Anfang der Woche war "Tal der Wölfe - Palästina" kurzfristig gestoppt worden, weil die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft (FSK) ihn nicht freigab. Bis jetzt. Nun sieht die FSK eine Altersbeschränkung bis 18 Jahren vor.
Ursprünglich habe man zwar eine Freigabe ab 16 Jahren erhofft, nun sei man aber doch mit einer Freigabe ab 18 Jahren "ganz glücklich", sagte die Sprecherin.
"Rege Nachfrage"
Schon am Donnerstag könne der Film daher gezeigt werden - ausgerechnet am Internationalen Tag des Holocaust-Gedenkens, weshalb der geplante Kinostart besonders kritisiert worden war.
Wie viele Kinoketten so kurzfristig an den Start gehen könnten, sei allerdings unklar, sagte die Pera- Sprecherin. "Aber das Interesse der Kinos vor der Diskussion war sehr groß, wir hatten eine rege Nachfrage."
"Tal der Wölfe" war zunächst eine türkische Fernsehserie über einen fiktiven türkischen Nachrichtendienst, der politische Machenschaften zur Strecke bringt. 2006 kam der daran anschließende Kinofilm "Tal der Wölfe - Irak" in die Kinos, dem weitere Fortsetzungen und jetzt ein Teil über Palästina folgten.
"Tal der Wölfe - Palästina" behandelt den israelischen Angriff auf das türkische Hilfsschiff Mavi Marmara vom Mai 2010. In dem Film macht sich der türkische Geheimagent Polat Alemdar auf, um sich blutig und brutal an den Verantwortlichen für die Angriffe zu rächen.
Die Filmreihe "Tal der Wölfe" hatte in den vergangenen Jahren bereits mehrmals wegen antiisraelischer und antiamerikanischer Botschaften für Empörung gesorgt.
Scharfe Kritik in Österreich
In Österreich, wo "Tal der Wölfe - Palästina" ab Donnerstag zu sehen ist, sorgt der Film für scharfe Kritik von Religionsvertretern und Politik. Die Vorwürfe gegen den Streifen reichen von "gewaltverherrlichend", "antisemitisch", "rassistisch" und "geschichtsverdrehend". Die Kritiker fordern, den Film in österreichischen Kinos nicht zu zeigen.
Der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker bewertete den Film am Donnerstag als "offenkundig gewaltverherrlichend und vom Geist des Antisemitismus durchzogen". Er schüre das alte Vorurteil einer "jüdischen Weltverschwörung" und stelle die Existenz des Staates Israel infrage, berichtet Kathpress.
"Freiheit der Kunst hat Grenzen"
Ähnliche Kritik kam auch seitens des Koordinierungsausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Ausschusspräsident Helmut Nausner lehnt den Film strikt ab: "Die Freiheit der Kunst und Fiktion haben dort ihre Grenze, wo rassistische, antisemitische Stereotypen präsentiert werden und alte Vorurteile neue Nahrung erhalten."
So ein Film habe laut Bünker in den heimischen Kinos "nichts verloren". In Österreich solle es zu einem Aufführungsverbot kommen, forderte Bünker ebenso wie zuvor auch die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) und die Grünen. Für Nausner blockiert der Film des Regisseurs Zübeyr Sasmaz zudem die Friedensbemühungen im Nahen Osten, und er "vergiftet auch das Klima in Europa. Er vertieft Grenzen und schürt Hass."
Forderung nach Absage an "antisemitischer Hetze"
SPÖ-Nationalratsabgeordnete Petra Bayr bezeichnete den Film als "geschichtsverdrehend" und mit "antisemitischer Propaganda aus dem letzten Jahrhundert" arbeitend. Der "antisemitischen Hetze" müsse man eine "Absage erteilen", so Bayr.
Dass der Kinostart für "Tal der Wölfe - Palästina" am Tag des Internationalen Holocaust-Gedenktag (27. Jänner) angesetzt ist, stößt bei allen Kritikern auf Unverständnis. Die "Türkische Kulturgemeinde in Österreich" hat Kathpress zufolge anlässlich des Kinostarts einen Trauertag angekündigt und sich in scharfer Form von dem "brandstiftenden" Film distanziert.
(Ag./Red.)