Fahrbericht

Porsche Boxster T: Ehrenrettung eines Unverstandenen

Alles, was ein Auto an Sportlichkeit sinnvollerweise bieten kann, ist im Boxster T enthalten: drehfreudige Maschine in Mittellage, tiefer Schwerpunkt, wenig Gewicht.
Alles, was ein Auto an Sportlichkeit sinnvollerweise bieten kann, ist im Boxster T enthalten: drehfreudige Maschine in Mittellage, tiefer Schwerpunkt, wenig Gewicht.Clemens Fabry
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Porsche Boxster 718 T – über elektrisierenden, aber (noch) nicht elektrischen Antrieb, über das sportliche und das offene Fahren dieser Tage.

In diesem Jahr stehen die Feierlichkeiten zu Porsches 75-Jahr-Jubiläum an; das 24-Stunden-Rennen von Le Mans, in dem vom 10. bis 11. Juni drei Porsche 963 in der höchsten Klasse um den Sieg rittern werden, wird den Rahmen bilden. Fans werden wohl auch nach Stuttgart zur Sonderausstellung im Porsche-Museum reisen.
Uns fällt inzwischen auf: Näher an den Kern der Marke als mit einem Boxster kann man gar nicht kommen. Der Prototyp von 1948, der Roadster „Nr. 1“, mit dem alles begann, trug einen Vierzylinder-Boxer in der Mitte, daraus wurde schließlich der 356 mit Heckmotor als Einstieg in die Serienfertigung.

Im Schatten von SUV und 911

Auch beim Boxster 718 besteht die Ooption des manuellen Getriebes. Am PDK mit sieben Gängen gibt es allerdings nichts auszusetzen - es ist ein perfektes Getriebe, das man auch per Paddles verwalten kann..
Auch beim Boxster 718 besteht die Ooption des manuellen Getriebes. Am PDK mit sieben Gängen gibt es allerdings nichts auszusetzen - es ist ein perfektes Getriebe, das man auch per Paddles verwalten kann.. Clemens Fabry
Tiefergelegt um 20 mm, man sieht's schon. Auch anderer sportlicher Zuschnitt des Fahrwerks ist Markenzeichen des T-Modells.
Tiefergelegt um 20 mm, man sieht's schon. Auch anderer sportlicher Zuschnitt des Fahrwerks ist Markenzeichen des T-Modells. Clemens Fabry

Porsche 718 Boxster T

Das wäre der eine Grund, die Mittelmotor-Baureihe, die seit der aktuellen, vierten Generation 718 heißt und als Boxster und Cayman (mit festem Dach) auftritt, etwas aus dem Schatten zu holen, in dem sie steht. Unverdient, aber die Welt ist halt nicht gerecht. Von den SUVs Cayenne und Macan, die nun wirklich das Gegenteil der puristischen Urformel sind, verkauft Porsche heute genau das Zehnfache. Vom elektrischen Taycan, den ein Sticker „Ich bin zwei Boxster“ zieren könnte, um sein Gewicht anzudeuten, auch noch doppelt so viel. Im nächsten Jahr will uns Porsche mit einem Elektro-718 zeigen, wie Sportwagen und schwere Batterien vielleicht doch zusammengehen. In jedem Fall weist vieles schön langsam in Richtung Auslaufmodell.
In einer solchen Phase ist es üblich, zur Absatzförderung neue Varianten zu kreieren. So heißt es 718 T – kein schöner Buchstabe im eleganten typografischen Schwung der Marke, aber allemal ein interessantes Paket. T steht für Touring, gab's und gibt's auch beim 911 und bedeutet sportlichen Mehrwert, während die restliche Ausstattung knapp, ja fast puristisch gehalten wird.
Bei unserem Exemplar war zwar fast alles wieder per Aufpreis an Bord geholt, Navi, Bose-Sound; sogar einen CD-Player gab's, wobei der eher an die zahlreichen Semester erinnert, die die Generation (seit 2016) schon auf dem Buckel hat. Was an der Qualität des Modells in keiner Weise rührt.
Im Gegenteil: An den grundlegenden Segnungen des Mittelmotors für Balance und Fahrdynamik, sonst nur bei exotischen Supersportwagen zu haben, ändert sich sowieso nix, und die sportliche Adjustierung mit 20 mm Tieferlegung des Fahrwerks, elektronisch geregelten Dämpfern und dynamischen Motorlagern treibt die Sache noch ein Stück weiter. Die mechanische Quersperre der Hinterachse lässt einen fahrerisch besser aussehen, wie sie das Auto in die Kurve drückt – unglaublich, welche Geschwindigkeiten beim Eintritt in die Biegung möglich sind, ohne ins Untersteuern, Schieben zu geraten, und wie man beim frühen Herausbeschleunigen nur sauber auszulenken braucht, statt ein ausbrechendes Heck einfangen zu müssen. Wo derlei halt möglich ist. Lastwechselreaktionen: nahe null, man muss sich fast darauf umstellen. Die Boxster-Basismotorisierung, die den T antreibt, muntere 300 PS, reicht für die Darbietung völlig. Es ist einiger Hype um den GT3-Motor in 718 Spyder und GTS entstanden, vier Liter, sechs Zylinder, aber das führt schon wieder auf finanzielle Abwege oder zum „Anlage-Porsche“, der aus lauter Sorge um den Werterhalt nicht gefahren wird, und wenn, dann nicht richtig. Da erfreuen wir uns doch lieber am Fünfstelligen und daran, wie die Ingenieure aus zwei Litern Hubraum mit vier Zylindern einen Turbomotor gezaubert haben, der wie ein guter Sauger tut. Schön druckvoll von unten, durch die Mitte des Drehzahlbands nur so rauschend und obenhin jubilierend. Diese besondere Güte wäre ein Grund, warum man mit Blick auf die feine Alpine A110, auch mit Mittelmotor, aber eben als typischer Turbo-Kracher, Vorteil Porsche sagen könnte.
Wer früher Käfer gefahren ist, muss beim Starten und Anfahren unwillkürlich grinsen – die Verwandtschaft schwingt einfach mit, wenn man ein Feeling dafür hat. Es weicht schnell dem Betriebsgeräusch einer sehr fleißigen Maschine aus gutem Haus.
Bleibt noch: offen oder Cayman? Boxster, weil kein Dach ein Mehrwert ist, auch wenn sich der offene Einsatz auf die Randzeiten des Tages und des Sommers beschränkt. Zu viel Sonne ist nicht gut, man hört's überall.Maße: L/B/H: 4379/1994/1264 mm. Radstand: 2475 mm. Leergewicht: 1380 kg (DIN), Kofferraum: 150/125 l (vorn/hi.)
Antrieb: Vierzylinder-Boxer-Otto-Turbo, 1998 ccm. Leistung: max. 220 kW (300 PS) bei 6500/min. Drehmoment: max. 380 Nm bei 2150–4500/min.
0–100 in 4,9 Sek., Vmax 275 km/h.
Testverbrauch: 9,5 l/100 km.
Preis: ab 86.901 Euro.

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