Primaten

Affen: Erbgut zeigt, was uns krank macht

Mensch unterscheidet sich weit weniger als gedacht.

Die Daten von 233 Affenarten bringen neue Erkenntnisse über die genetischen Ursachen menschlicher Krankheiten. Zwar entlasten sie Millionen von Veränderungen des Erbguts (Mutationen) als gutartig, entlarven aber auch einige, die Krankheiten fördern. Das zeigt ein Forschungsteam mit österreichischer Beteiligung in einer Sonderausgabe des Wissenschaftsmagazins Science.

Die Forschenden sequenzierten das Erbgut von Primaten – dazu gehören neben Menschen, Menschenaffen und Affen auch Lemuren – und verglichen es mit älteren Daten. „Insgesamt stellten wir die Daten von 809 Individuen aus 233 Primatenarten zusammen, die alle 16 Primatenfamilien umfassen“, schreibt das Team einer vom Österreicher Lukas Kuderna geleiteten Studie.

Was ist gut und was „böse“?

So kommen 4,3 von 70 Millionen möglichen „Fehlmutationen“ oft bei Primaten vor und können als potenziell gutartig angesehen werden, da ihr Vorhandensein bei diesen Tieren ohne Anzeichen von Krankheit toleriert wird. Die restlichen mehr als 65 Mio. Mutationen untersuchte man mittels künstlicher Intelligenz auf ihre krankmachende Wirkung. Dabei wurden u. a. achtzehn neue Varianten entdeckt, die Entwicklungsstörungen des Nervensystems begünstigen können.

Die Erbgutvergleiche zeigten zudem, dass Menschen sich viel weniger von Affen unterscheiden als angenommen. Von 647 Erbgutveränderungen, die bisher als rein menschlich eingestuft wurden, gibt es rund zwei Drittel auch bei anderen Primaten. „Was uns tatsächlich zum Menschen macht, scheint seltener zu sein, als erwartet“, sagt Martin Kuhlwilm vom Department für Evolutionäre Anthropologie der Uni Wien, der ebenfalls an mehreren Studien mitgewirkt hat. (APA/gral)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2023)

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