Theater

Josefstadt setzt 2023/24 auf politische Stücke

Zwei Turrini-Uraufführungen und ein neues Stück von Yasmina Reza: Föttinger stellte seine Pläne vor.

Elf Neuproduktionen, darunter drei Uraufführungen – zwei davon von Peter Turrini – und eine österreichische Erstaufführung: So lässt sich das Programm umreißen, das Direktor Herbert Föttinger für die kommende Saison am Theater in der Josefstadt präsentiert hat. Er wolle noch stärker die Vorgänge der Gegenwart ins Theater holen, sagte er. Die gesellschaftliche Spaltung, die sich seit der Flüchtlingskrise und Corona verstärkt habe, bereite ihm Sorgen. Daher habe er auf viele politische Stücke gesetzt: „Theater ist im Moment notwendiger denn je.“

Um „Machtmissbrauch, Opportunismus und Lüge“ dreht es sich gleich im September: Mit Ibsens „Die Stützen der Gesellschaft“ (Regie: David Bösch) und Kleists „Der zerbrochene Krug“ (Regie: Amélie Niermeyer) wird die Spielzeit eröffnet. Es folgen zwei neue Stücke von Turrini: In „Bis nächsten Freitag“ spielen Föttinger und Erwin Steinhauer zwei in die Jahre gekommene Freunde. „Es muß geschieden sein“ spielt 1848 in Wien, wo die Revolution vor den Toren eines Theaters stattfindet. Turrini wolle damit erkunden, „ob sich mein Theatercredo, dass jeder Tragödie eine Komödie innewohnt, auch unter diesen Umständen aufrechterhalten lässt“.

Mehr „Literatur statt Schwank“

Ebenfalls in Wien, allerdings in der Zeit des Austrofaschismus, spielt das Auftragswerk, das Thomas Arzt für die Josefstadt geschrieben hat: Sein „Leben und Sterben in Wien“ zeichne, sagt Föttinger, „ein gleichermaßen blutiges wie poetisches Bild der österreichischen Zwischenkriegszeit“. Außerdem im Programm: Becketts „Warten auf Godot“, inszeniert von Claus Peymann. In den Kammerspielen will Föttinger mehr „Literatur statt Schwank“ zeigen. Neben Tschechow („Die Möwe“) setzt er auf Yasmina Reza: Sandra Cervik inszeniert die österreichische Erstaufführung von „James Brown trug Lockenwickler“. Eltern müssen darin damit umgehen, dass sich ihr Kind eine neue Identität zulegt.

Mit einer Auslastung von 81 Prozent (76 Prozent im Haupthaus, 87 in den Kammerspielen) hat sich das Theater noch nicht ganz erholt. Das Publikum will sich offenbar noch ungern binden: 2018/19 hatte man 18.000 Abonnenten, derzeit sind es 13.000. (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.06.2023)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.