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Songcontest: Hausgemachte Favoriten

(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Die zehn Finalisten für das Wettsingen in Düsseldorf stehen fest. Deutschland sucht derweil ein Lied für Lena. Österreich ist nach dreijähriger Absenz wieder dabei und tritt im zweiten Semifinale an.

Das Publikum hat bei der ORF-Auswahl für den Songcontest nicht das letzte Wort: Das Ergebnis der Publikumswahl (rund 50.000 SMS) wurde mit der Entscheidung einer 15-köpfigen Ö3-Jury „gematcht“. So nennt es Programmchef Wolfgang Böhm. Am Dienstag präsentierte er die zehn Finalisten, die am 25.Februar im Fernsehhauptabend um die Teilnahme am Songcontest kämpfen.

Jury und Publikum haben ganz offensichtlich einen ähnlichen Geschmack, der nur minimal voneinander abweicht. Verständlich, schließlich machen die Jurymitglieder das Programm für die Hörer, die im Jänner ihre Stimme abgeben durften – da ergibt sich automatisch eine Schnittmenge. Aus der Bestenliste des Publikums hinausgefallen sind der ORF-„Held“ Julian Heidrich, die Mary Broadcast Band aus Wien und die ATV-Moderatorin Kathrin Lampe alias Katie Lunette. In die Top 10 geschafft haben es stattdessen Ex-„Starmania“-Sänger Oliver Wimmer und die steirischen Sängerinnen Charlee und Eva K. Anderson. Letztere versteht das kommerzielle Popfach, schrieb sie doch für Christina Stürmer den Hit „Ich lebe“ – und bringt nicht zu wenig Selbstbewusstsein mit: „Ich liebe meine Songs, ich steh' auf meine Musik.“

Der zweite Platz wäre der beste

Österreich ist nach dreijähriger Absenz wieder beim Songcontest dabei und tritt am 12.Mai im zweiten Semifinale an. Das Finale findet am 14. Mai statt.

Gute Chancen kann sich die steirische Band Klimmstein ausrechnen, wenn man dem Massengeschmack traut. Sowohl Jury als auch Publikum wählten sie weit nach vorn. Vielleicht auch weil sie sich mit Joe Sumner, Sohn von Popveteran Sting, einen zumindest Semi-Prominenten an Bord geholt hat. Der Songtitel „Paris, Paris“ freilich ist ein wenig irritierend.

Auch wenn mit Julian Heidrich ein ORF-Favorit aus dem Rennen ist, ist erkennbar: Der ORF nutzt den Bewerb auch dafür, seine hausgemachten Künstler zu bewerben: Lukas Plöchl verfehlte zwar den ersten Platz bei den „Helden von morgen“, hofft aber, mit seinem Freund Manuel Hoffelner und der bereits erfolgreichen Rap-Nummer „Oida Taunz!“ in Düsseldorf zum Helden zu werden. Die Ziehharmonika („Quetschn“), der sie in dem Lied huldigen, sei schließlich auch in anderen europäischen Ländern kulturell verankert, sagte Plöchl am Dienstag.

Richard Klein, der als Inkarnation von Little Richard mit der Rock'n'Roll-Nummer „Bigger, Better, Best“ antritt, weiß die Fans des ORF-Comedy-Duos Stermann und Grissemann hinter sich. Und dann sind da noch Oliver Wimmer und Nadine Beiler: Zwei brave Ex-„Starmaniacs“, die Popmusik ohne Ecken und Kanten machen und dennoch einige Fans haben.

In Deutschland sucht man derweil seit Montag ein passendes Lied für die Vorjahresgewinnerin Lena Meyer-Landrut, die ein zweites Mal ihre Chance versuchen will. Wenn es nach dem ORF geht, könnte Deutschland ruhig erneut gewinnen. Denn ein Sieg würde ihn sehr teuer kommen. So gesehen träumt man am Küniglberg vom ehrenvollen zweiten Platz.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.02.2011)

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