Abschnitts-Weltmeister Miller, ein Problemfall

Bode Miller verspielt Sympathien: mit Trotzreaktionen, unüberlegten Aussagen und Unsportlichkeiten.

Bode Miller spaltete seit Jahren die Zuschauer in zwei Lager. In jene, die sein Charisma, seine Coolness und seinen Fahrstil bewundern. Und jene, die ihn auf und abseits der Piste für schwachsinnig halten. Die zweite Gruppe dürfte nach dem WM-Super-G wieder größer geworden sein, als Miller – nach Zwischenbestzeit und einem Fehler – aufrecht durchs Ziel fuhr. Nicht nur mit dieser Trotzreaktion degradiert sich Miller vom Allrounder zum Abschnitts-Weltmeister.

Diesen Winter waren von Bode Miller im Weltcup kaum gute Leistungen zu sehen. Hin und wieder ein Podestplatz. Er wollte sich ganz auf die WM konzentrieren. Das ist verständlich, denn in seiner Heimat zählen nur die „Big Points“. Skifahren ist in den USA eine Randsportart, in der lediglich Gesamtweltcups und Gold von Bedeutung sind. Bringt er diese Leistungen nicht mehr, dann ist das sein Problem. Möchte man meinen.

Mittlerweile aber mutiert Miller zum Problemfall für seinen Sport. So hat Miller erzählt, er sei im Weltcup bewusst schlecht gefahren, um günstigere Startnummern zu bekommen. Dass Sportler den eigenen Vorteil suchen, ist verständlich, sportlich fair erscheint das aber nicht.

In dieselbe Kategorie fallen seine Statements zum Thema Doping, als er die Freigabe von nicht unbedenklichen Stoffen wie EPO fordert.

Den Parallelbewerb, der am 2. Jänner in München ausgetragen wurde, kritisierte er als sinnlos – obwohl oder weil er Dritter geworden war und sich FIS, Zuseher und Marketingexperten einig sind, dass solche Bewerbe zukunftsträchtig sind.

Beinahe eine Kleinigkeit ist, dass er den WM-Slalom nicht fahren will, den er in Sölden als seinen Saisonhöhepunkt angekündigt hat. Was interessiert ihn heute sein Geschwätz von gestern.

Miller ist daran, das positive Image des Skisports, das er, Lindsey Vonn und Julia Mancuso in den USA aufgebaut haben, zu zerstören. Seine Landsleute werden es ihm übel nehmen, dass er im WM-Super-G nicht bis zuletzt gekämpft hat. Dem Besten gestatten es die Amerikaner, wenn er über sich selbst sagt: „I am the greatest.“ Miller findet sich nicht mehr in dieser Kategorie.

E-Mails an: michael.koettritsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2011)

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