Börse: "Eigentümerputsch" bei Head

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Eine kreative Kapitalerhöhung erbost Anleger, der Aktienkurs stürzt ins Bodenlose. Anlegerschützer Wilhelm Rasinger sagte, die Aktion mache die Notiz der Aktie in Wien sinnlos.

Wien/Ju. „Wenn das durchgeht, dann können Börse und Finanzmarktaufsicht gleich zusperren.“ So erbost reagierte gestern ein betroffener Anleger im Gespräch mit der „Presse“ auf den laufenden Versuch des Sportartikelerzeugers Head, den Streubesitz per kreativer Kapitalerhöhung aus dem Unternehmen zu drängen. Allerdings: Zuständig für die Kapitalerhöhung des an der Wiener Börse notierenden und überwiegend von London aus geführten österreichischen Unternehmens sind (wegen des formellen Firmensitzes) die holländischen Behörden. Die haben den Deal laut Head schon geprüft. Der wird übrigens von einem prominenten Österreicher mitgetragen: Ex-Bundeskanzler Viktor Klima sitzt im Aufsichtsrat.

Die Aktion soll, wie „Die Presse“ schon am Mittwoch berichtet hat, so ablaufen: Head begibt derzeit 200 Mio. stimmrechtslose neue Vorzugsaktien zum Preis von je fünf Cent, die innerhalb von zehn Jahren in Stammaktien umgewandelt werden können.

Freilich: Derzeit existieren nur 88 Mio. Aktien, die Emission von 200 Mio. Aktien wird also zu einer gewaltigen „Verwässerung“ führen. Und: Der Kurs lag vor Bekanntgabe der Transaktion bei 55 Cent. Die Emission einer gewaltigen Menge neuer Aktien zu nicht einmal einem Zehntel dieses Börsekurses führt dazu, dass die Aktie in Wien dramatisch abstürzt: Seit Wochenbeginn liegt der Kursverlust bei 62 Prozent, allein gestern hat die Aktie 50 Prozent verloren. Anzunehmen, dass sich der Kurs weiter in die Nähe der fünf Cent, die die neuen Aktien kosten, bewegt. Die bestehenden Aktionäre haben also jedenfalls einen enormen Vermögensschaden erlitten.

Vor allem aber: Die neuen Aktien werden an keiner Börse notieren, sind also de facto nicht handelbar. Außer der Mehrheitseigentümer, Head-Chef Johan Eliasch, kauft sie den Anlegern günstig ab. Das, so vermuten sich geprellt fühlende Kleinaktionäre, sei auch der Hintergrund der ganzen Aktion: Wenn es dem Mehrheitseigentümer gelingt, alle neuen Aktien unter Kontrolle zu bringen, dann hält er am Ende 91,6 Prozent des Unternehmens – und kann die bestehenden Stammaktionäre per Squeeze-out hinausdrängen.

Und zwar recht günstig: Weil die neuen Aktien mit fünf Cent gepreist sind, macht die ganze Emission nur rund zehn Mio. Euro aus. Der Wert von Head wird derzeit auf rund 300 Mio. Euro geschätzt.

Head selbst weist alle Vorwürfe zurück. Finanzchef Gunter Hagspiel sagte, die Konditionen seien „für alle gleich“. Er appelliere an die Bestandsaktionäre, von ihrem Bezugsrecht Gebrauch zu machen.

Das ist aber nicht so einfach: Geordert werden kann nicht, wie üblich, über die Hausbank, sondern nur bei der Münchener Emissionsbank. Fonds können sich an der Neuemission gar nicht beteiligen, weil sie ja keine nicht handelbaren Papiere ins Portefeuille nehmen können. Auch die Bezugsrechte sind nicht handelbar. Alle nicht ausgenutzten Bezugsrechte fallen automatisch an die Head Sports Holding von Eliasch, die derzeit etwas über 50 Prozent an der Produktionsfirma hält.

„Notierung in Wien sinnlos“

Anlegerschützer Wilhelm Rasinger sagte, die Aktion mache die Notiz der Aktie in Wien sinnlos, weil sie es Eliasch erlaube, sich „fast das ganze Unternehmen in einer Ho-ruck-Aktion billigst einzuverleiben“. Er forderte die FMA auf, drei Transaktionen – darunter „Related Party Transactions“, über die Eliasch dem Unternehmen laut Rasinger jährlich 4,6 Mio. Euro entnimmt – zu untersuchen. Die Finanzmarktaufsicht erklärte sich in diesen Punkten für nicht zuständig. Das sei Sache der holländischen Behörden und der Wirtschaftsprüfer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2011)

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Aktie stürzte im Zuge der laufenden Kapitalerhöhung um 20 Prozent ab. Emittiert werden derzeit 200 Mio. Vorzugsaktien zum Preis von fünf Cent. Gezeichnet werden können sie nur von bestehenden Stammaktionären.

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