Head sagt Kapitalerhöhung ab, Aktie legt 71 Prozent zu

Head sagt umstrittene Kapitalerhoehung
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Der Sportartikelhersteller Head sagt nach Protesten von Kleinanlegern seine als "Eigentümerputsch" bezeichnete Kapitalerhöhung ab.

Für die Sportartikelfirma Head unter ihrem dominierenden Mehrheitsaktionär Johan Eliasch wird es ungemütlich. Ein Investor hat zusammen mit Aktionärsschützern die Behörden eingeschaltet, die Ungereimtheiten bei dem in Wien börsenotierten Unternehmen mit niederländischem Firmensitz nachgehen sollen. Ein Vorwurf von Anlegern: In den Wochen, bevor der heftig kritisierte Kapitalschritt angekündigt wurde, könnte der Börsehandel manipuliert worden sein, um ein bestimmtes Kursverhältnis herzustellen. Head wurde außerdem aufgefordert, diverse "Giftpillen" offenzulegen. In den Niederlanden schlägt sich Head schon länger mit den Aufsehern herum.

Die Ski- und Sportartikelfirma Head musste am heutigen Donnerstag - einen Tag vor Zeichnungsschluss - ihre umstrittene Kapitalerhöhung abblasen. Der Chef des Interessensverbands für Anleger (IVA), Wilhelm Rasinger, sprach von "Genugtuung" und einem "Sieg der Vernunft". Man habe rechtzeitig in der Öffentlichkeit aufgezeigt. Die Aktie legte nach der Absage der als "Eigentümerputsch" bezeichneten Kapitalerhöhung um 71,4 Prozent auf 36 Cent zu, nachdem sie am Vortag um 50 Prozent abgestürzt war.

Aktienkurs bewusst niedrig gehalten?

Der Vorwurf der Kleinanleger: Mit der extrem stark verwässernden Kapitalerhöhung mit nicht börsenotierten und damit praktisch nicht handelbaren Aktien wären die Minderheitsaktionäre aus dem Unternehmen gedrängt worden. An einer anderen Front im Zusammenhang mit dem Kapitalschritt prüft die Finanzmarktaufsicht: Hier lautet der Verdacht, dass im Vorfeld der Kapitalerhöhung der Aktienkurs schon bewusst niedrig gehalten wurde.

Der streitbare Investor Rupert-Heinrich Staller hat über seine Wiener Investmentgesellschaft "Staller Investment GmbH" "einen größeren Anteil an Head-Aktien", wie er heute sagte. Er begrüßte die "vernünftige Entscheidung" des Head-Vorstands, "dieses indiskutable und dem österreichischen Kapitalmarkt unwürdige Angebot einer Kapitalerhöhung zurück zu ziehen.

Aufsichtsbehörden eingeschaltet

Unmittelbar nach der Angebotseröffnung am Freitag vergangener Woche hatte Staller die Wiener Börse und die Finanzmarktaufsicht (FMA) in Wien mit einer Sachverhaltsdarstellung konfrontiert. Angeblich hat er zuletzt auch die Aufsichtsbehörden in London eingeschaltet.

Rasinger hat zusammen mit anderen kritischen Anlegervertretern bereits behördliche Prüfungen von mehreren "Auffälligkeiten" verlangt. Etwa die: Pro Jahr entnehme Eliasch 4,6 Millionen Euro durch sogenannte "Related Party Transactions". Weiters musste Head am 14. November 2010 bekanntgeben, dass die niederländische Aufsicht gefordert hat, die Bilanz 2009 rückwirkend zu ändern.

Überraschende Absage

Am 11. Februar 2011 gab Head bekannt, rund 200 Millionen Vorzugsaktien auszugeben. Die Konstruktion wurde von Kleinanlegern angefeindet. Die neuen Namensaktien sollten an keiner Börse notieren, durch ein Vorkaufsrecht von Eliasch beschränkt, und in spätestens 10 Jahren (oder dann, wenn Eliasch es will) zu 1:5 in Stammaktien umgetauscht werden. Alle nicht gezeichneten Papiere sollten von Eliasch übernommen werden können. Damit drohte eine Verwässerung bis zu 92 Prozent. Die Kleinen hätten ohne Umstände über ein Squeeze Out hinausgedrängt werden können.

Head hat im Wochenverlauf die Kapitalerhöhung um rund 9,5 Millionen Euro mehrfach verteidigt. Donnerstagfrüh kam aber die überraschende Absage.

Im Wortlaut: "Die Head N.V. gibt die Zurückziehung des Bezugsrechtsangebots von bis zu 199.958.536 jungen Vorzugsaktien im Nennwert von jeweils 0,01 Euro bekannt. Alle Bezugsformulare für die Angebotsaktien werden daher nicht berücksichtigt. Seit seiner Bekanntgabe am Freitag, den 11. Februar 2011, wurde das Angebot nicht gut angenommen und die Anzahl der berechtigten Aktionäre, die ihr Recht Angebotsaktien zu zeichnen ausgeübt haben, war geringer als angenommen. Das hat den Vorstand dazu veranlasst, das Angebot zurückzuziehen. Wenn und sobald es notwendig wird, wird die Gesellschaft verfügbare Finanzierungsquellen in Betracht ziehen."

(APA)

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