Ecclestone bangt um Formel 1-Rennen in Bahrain

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Weil medizinisches Personal abgezogen wurde, musste das GP2-Training abgesagt werden. Nun warnt der Formel-1-Boss vor "offensichtlicher Gefahr". In eineinhalb Wochen sollen in Bahrain Testfahrten stattfinden.

Auch die Formel 1 blickt gebannt und sorgenvoll nach Bahrain.Der WM-Auftakt könnte nach den Unruhen in Manama abgesagt werden. F1-Boss Bernie Ecclestone bestätigte am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, dass diese Möglichkeit im Raum steht. "Wir werden bis Dienstag oder Mittwoch eine Entscheidung treffen", meinte Ecclestone. "Wenn die Dinge weiter so bleiben wie jetzt, lautet die Antwort nein."

Saisonstart in Australien?

Der GP von Australien in Melbourne am 27. März soll demnach den WM-Auftakt bilden. Das Rennen auf dem 27 Kilometer südlich Manamas in Sakhir liegenden Bahrain International Circuit könnte laut Ecclestone im Saisonverlauf nachgeholt werden. An der Anzahl von 20 Rennen in diesem Jahr soll sich nichts ändern.

Bahrains Renn-Organisatoren beteuerten unterdessen via Statement die Sicherheit der Grand-Prix-Besucher. "Unser Fokus liegt derzeit weiterhin auf der Abwicklung eines erfolgreichen Rennens", meinte Geschäftsführer Scheich Salman bin Isa Al Khalifa.

Die Unruhen führten am Donnerstag zur Absage des Trainings der Formel-Nachwuchsklasse GP2 Asia. Die am Bahrain International Circuit stationierten Mediziner wurden für Notfälle in die Krankenhäuser in Manama gerufen. Wie es nun weitergeht, ist unklar. Das Training wurde auf Freitag verschoben.

Laut einem Bericht von "422race.com" sollen einige Fahrer per Unterschrift versucht haben, die Absage der beiden GP-2-Rennen zu erwirken. In den Unterkünften in Manama sollen Teammitglieder und Piloten die Schüsse auf den Straßen gehört haben. Und das in jenem Land, in das die Formel-1-Rennställe in eineinhalb Wochen ihren Tross zu den Testfahrten schicken wollen.

Todt versucht zu beruhigen

"Der nächste Schritt ist das GP-2-Rennen an diesem Wochenende", hatte Todt laut "Irish Independent" am Mittwoch gesagt. Ein Grundprinzip des Internationalen Automobilverbandes FIA sei Sicherheit. "Sicherheit der Rennwagen, Sicherheit auf den Straßen, Sicherheit in unserer Organisation", wurde Todt zitiert. Der Franzose sagte noch am Mittwoch, dass es im Moment keinen Grund für unnötige Sorgen gibt.

Allerdings spitzte sich die Lage in dem Königreich, in dem die Formel 1 seit 2004 Station macht, in der Nacht auf Donnerstag wieder zu, als mindestens drei Menschen getötet wurden. Die Polizei ging gewaltsam gegen mehrere tausend Demonstranten vor. Neben den Todesopfern wurden Dutzende verletzt. Die Zahl der Menschen, die bei den seit fünf Tagen anhaltenden Protesten getötet wurden, stieg auf insgesamt fünf.

Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone hatte sich schon vor der weiteren Zuspitzung der Lage besorgt gezeigt, dass der Grand Prix vom 11. bis 13. März eine passende Gelegenheit für Demonstranten sein könnte. "Die Gefahr ist offensichtlich, oder? Wenn diese Leute weltweite Aufmerksamkeit wollten, wäre das verdammt einfach, nicht wahr? Man sorgt für ein Problem im Startbereich, und das würde weltweit gezeigt werden", sagte Ecclestone dem "Daily Telegraph".

"Wird sicher nicht friedlich sein"

Ankündigungen für entsprechende Aktionen gab es indirekt auch schon: "Ganz sicher wird es zu dieser Zeit nicht friedlich sein", war Nabeel Rajab, Vizepräsident des Bahrain Center for Human Rights, von Arabian Business jüngst zitiert worden.

Die Strecken-Verantwortlichen hatten vor der neuerlichen Zuspitzung versichert, dass man die Lage sehr genau beobachtet und angemessen auf weitere Entwicklungen reagiert. Das Statement bezog sich auch auf die Testfahrten vom 3. bis 6. März. Als problematisch könnte sich aber auch herausstellen, dass die Unterkünfte von Fahrern und Teams praktisch alle in Manama liegen. Also dort, wo die Demonstranten für eine Reform des autoritären Regimes auf die Straßen gingen.

Auch die Fernsehsender beobachten intensiv die politische Entwicklung in Bahrain, haben aber noch keine Maßnahmen getroffen. Von RTL und Sky war aber zu hören, dass beide Sender das Rennen live übertragen wollen.

(Ag.)

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